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Sonntag, 14. Dezember 2014

Kälte. Folge 3: Der Weg in die Einöde

Angefangen hatte alles, als Eriks Freundin Elisa diese verrückte Idee mit dem Abenteuerurlaub gehabt hatte. Er und sie. Eine kleine Hütte mitten im Nirgendwo. Drei Wochen lang. Wäre das nicht toll? Erik war nicht so begeistert gewesen, aber Elisa hatte gebettelt und gebettelt und schließlich hatte er nachgegeben. Vor etwa einer Woche war die Zeit dann gekommen. Erik brach auf. Allein. Elisa, so erzählte er, wolle ihn in der Hütte treffen. Keiner war davon ausgegangen, innerhalb der nächsten drei Wochen etwas von den beiden zu hören.
Doch schon am nächsten Tag hatte Aaron eine SMS von Erik erhalten. Brauche Hilfe. Komm sofort her. Beeil dich!
Erik neigte nicht zur Hysterie, und da Aaron das wusste, war er tatsächlich umgehend aufgebrochen, hatte sich im letzten Dorf auf seinem Weg ein Schneemobil gemietet und war damit einen weiteren Tag später zu der kleinen Hütte gefahren, in der sein Bruder auf ihn wartete. Der war inzwischen mit den Nerven vollkommen fertig. Wäre es nach ihm gegangen, dann hätten sich die beiden noch in der selben Nacht auf den Rückweg gemacht, aber Aaron befürchtete, in der Dunkelheit den Weg nicht mehr zu finden, und so quartierten sie sich für die Nacht noch einmal in der Hütte ein. In dieser Nacht erzählte Erik seinem Bruder auch endlich, warum er so schnell hatte kommen müssen.
Erzählte von seiner eigenen Ankunft, zwei Tage zuvor. Wie er sich von einem Bewohner des nächsten Dorfes hatte hierherfahren lassen. Wie er dann in der Hütte auf Elisa gewartet hatte, bis tief in die Nacht hinein, versucht hatte, sie anzurufen, was ihn nicht weiter als bis zu ihrer Mailbox brachte.
Schließlich erzählte er von dem Schatten, den er draußen am Fenster hatte vorbeihuschen sehen. Ein menschlicher Umriss, nur flüchtig sichtbar. Erik hatte versucht, ihn hereinzurufen, aber niemand hatte geantwortet.
In diesem Moment war ihm die ganze Sache unheimlich geworden. Hinauszugehen und nach dem Unbekannten zu suchen hatte er sich nicht getraut und so hatte er den Rest der Nacht auf der Couch sitzend verbracht, ständig die Fenster im Blick. Noch einige Male hatte er eine Gestalt vorbeihuschen sehen. Am Morgen hatte er dann Aaron angeschrieben.


Nach dieser Geschichte war es auch Aaron unheimlich geworden, und er war bereits kurz davor, doch für einen sofortigen Aufbruch zu plädieren, als sich plötzlich jemand an der Tür zu schaffen machte. Die beiden Brüder waren aufgesprungen, aber es war bereits zu spät. Die Tür öffnete sich mit einem lauten Krachen und ein Mann mit einer Pistole stand da, augenscheinlich wütend und bereit, das Ding in seiner Hand auch zu benutzen. Die Worte, die er brüllte, hatte Aaron gar nicht richtig wahrgenommen. Die große, hässliche Waffe in der Hand des Unbekannten war alles, was er in diesem Moment sah. Erik war etwas schneller und huschte in das Nebenzimmer. Der Mann lief ihm hinterher und schloss die Tür hinter sich.

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