An meinen
werten Freund Victor,
Die Welt ist
im Wandel. Die Schatte, vor welchen du mein Freund zu fliehen gesuchtest,
breiten sich aus. Die Grenzen der einstmaligen Zonen wurden mit Mauern
verstärkt und kontrolliert. Heute sind die Grenzen, Grenzen an die sich keiner
zu wagen traut. Du kennst die Geschichte, ich welcher im Jahre 2100 die Schreie
nach der Anarchie lauter wurden, bis sie dann am 21.Februar ein Jahr später
gewannen. Du hast gehört, dass 2251 die Anarchie einer Diktatur wich. Und du
hast in jungen Jahren mit eigenen Augen gesehen wie 2343 die Diktatur mit dem
Mord an Dario von Westland, dem zweiten Diktator der „verbesserten Welt“
beendet wurde. Aus Ordnung, wurde Chaos, dies wich der Ordnung, welche auf
Selektion aufbaute. Und nun mein Freund, haben wir Chaos welches auf Selektion
aufbaut. Mein Freund, es ist Zeit. Stelle mich erneut vor die Wahl, und ich
komme mit dir. Denn auch wenn ihr hungert und nichts habt, seid ihr, das
Luftvolk doch reicher als wir. Denn ihr habt die Freiheit.
Mein Hof ist
immer noch am selben Platz wie bei deiner letzten Abreise.
Heute in der
Nähe des Bezirkes 4.21A.
Bitte komme
bald!
Dein alter
Freund,
James
Wilhelm von Grünlande
01.Januar.2350
Dieser Brief erreichte mich am 13.Januar des
Jahres 2351. Willy war ein guter Freund mit dem ich bereits einiges durchhatte.
Doch nachdem ich bemerkt hatte, dass es nach der Diktatur tatsächlich noch
schlimmer ging, war ich mit einem Luftschiff zu den Völkern der Luft gegangen.
Damals, hatte ich ihn vor die Wahl gestellt mitzukommen doch er hielt an seinem
Adel fest. Zur Erklärung: Als 2101 das Chaos ausbrach, flohen bereits die
ersten auf das weite blaue Meer. Auch da die Globale Erwärmung durch
Glätscherschmelzungen das Land immer kleiner werden ließ. Nach und nach
verarmte auch die Gesellschaft und wer kein Geld hatte, war nichts wert. Mit
dem Beginn der Diktaur 2251, zogen weitere Leute auf das Meer und nun auch die
ersten in die Luft. So teilte sich die Menschheit in Luft, Meer und Land. Gegen
Ende der Diktatur, gingen auch noch einige unter die Erde doch diese halten
sich meist aus dem geschehen heraus.
Das Luft- und das Wasservolk bekriegen sich
gegenseitig, da jeder für sich stirbt, sich jedoch keiner mit irgendwem vom
Land verfeindet sein will. Die Bezirke an Land führten wie schon vor tausenden
von Jahren untereinander Krieg. Abgesehen von Essen, waren Steinkohle und Eisen
sowie Schwarzpulver die höchsten Güter. Viel mehr gibt es nicht. Wer Land hat
ist reich wer die Mafia kennt ist voraussichtlich lebendig. Wer frei sein will,
hat Angst. Doch lieber freie Angst, als Reue hinter Gittern. Wobei du auf dem
Land mit dem tot rechnen musst sofern du so wie mein Freund James in
revolutionären Machenschaften verwickelt bist.
Ich ging indess im Jahr 2344 in die Luft da ich
sämtlichen Glauben an die Menschheit verlor. Derweil begannen Gruppen welche
meist dem Adel angehörten einzelne Bezirke zu unterdrücken. So bildeten sich
Mafiagruppen. Lord Tarek war zum Beispiel das Oberhaupt der Unterdrücker von
Bezirk 4.21A. Die erste Zahl, ist hierbei die Nummer des Bezirkes auf der
jeweiligen Insel. Die zweite Zahl bestimmt, wie viele Bezirke es auf der Insel
gibt. Der Buchstabe ist eine Einstufung. A ist dabei das Beste. Dabei geht es
um Größe, Rohstoffe und vor allem Art der Rohstoffe. 4.21A, hatte abgesehen von
Nahrung und Süßwasser, Steinkohle, Holz, Eisenerz und fruchtbare Erde welche
man als Rohstoff zählen kann, da Erde immer seltener wird. Da allerdings kaum
einer damit mithalten kann also was den Handel angeht, laufen diese reichen
Bezirke schnell Gefahr angegriffen zu werden. Und Waffen, sind wahrhaftig das
höchste Gut. Mein Luftschiff namens „Sophie“ war ausgerüstet mit zwei an Deck
Maschinengewehren ausgerüstet und zur zusätzlichen Sicherung noch
Flammenwerfern unter Deck. Zusammen mit dem Pyrotechniker Leon waren wir
verhältnismäßig stark ausgerüstet. Ein weiteres wichtiges Crewmitglied, war
unser Arzt sowie Mechaniker Cyrus. Die Kombination ist vielleicht eigenartig
doch dadurch hatte er es bereits geschafft zuvor genanntem Crewmitglied das
Leben zu retten nachdem diesem sein Herz entfernt wurde. Cyrus pflanzte ihm ein
mechanisches aus Metall hinein und flickte ihn wieder. Dadurch bekam Leon den
Spitznamen Eisenherz. Wobei es auch oft auf seinen Mut bezogen wird. Zum
Beispiel hat er bei einem (von wenigen) mal als ich sowie mein erster Offizier
Frank, Die Crew des Schiffes besiegt, uns rausgeholt, das Schiff in die Luft
gesprengt und unsere Mission ausgeführt. Angeblich innerhalb einer halben
Stunde.
Unsere Mission bestand darin eine Schatzkarte zu
holen. Normalerweise halten wir zwar nicht viel von Schätzen und suchen sie nur
des Abenteuers halber, doch diesmal war es etwas anderes. Es ging um ein
Schiffswrack welches angeblich Federstahl transportiert hatte. Federstahl ist
ein hartes jedoch leichtes Material, welches im Jahre 2248 vom Alchemisten
George Adam entwickelt worden war. Mit Beginn der Diktatur, wurde es in
privaten Händen allerdings verboten. Adam wurde festgenommen und stellte das
Material für seinen Herrn an. Angeblich verfluchte es so, dass es beim Transport
über das Meer versank. Am selben Tag verschwand Adam mit samt seiner Formel und
wurde nicht wieder gesehen. Alles nur
Legenden.
Der steigende Meeresspiegel, hatte die Schiffe
vermutlich schon verschwinden lassen, doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Und das
Abenteuer war es wert.
Als der Brief mich erreichte, befanden wir uns
gerade in dieser Mission.
„Sir?“
„Ja?“
„Die neue Bedienstete steht an der Tür.“
„Ich werde sie gleich empfangen. Sagen sie ihr
bescheid.“
„Ja Sir.“
Die neue bedienstete. Es stellte sich die Frage,
in welchem Interesse sie tatsächlich dort war. Oder in wessen Interesse. Für
meinen Freund James war es jedesmal schwer. Die Frage des Vertrauens. Daher
hatte er auch nicht so viele Bedienstete. Nicht das irgendwer denkt, er habe kein
Geld oder behandle seine Leute schlecht. Nein all das trifft nicht zu.
Er ging hinaus: „Ah Miss Vivian, nicht wahr?“
„Ja Sir. Es ist…“
„ihnen eine Ehre. Ich weiß. Aber in diesem Aufzug?
Nein das geht nicht! Wissen sie… es ist ein ordentliches Haus. Äh… also ich hab
auch noch fünf Minuten zu tun. Henry?“
„Ja Sir?“
„Würden sie Miss Vivian bitte ein anständiges
Gewand geben? Danach schicken sie, Sie bitte zu mir herein. Für die Einführung
in das Haus.“
„Natürlich Si...“
„Ach ja und noch was Henry. Ich erwarte noch einen
wichtigen Brief. Also… sollte dieser ankommen, sagen sie mir bitte bescheid.“
„Natürlich Sir.“
Henry war lang genug dabei um zu verstehen was
gemeint war. Nämlich, sollte er Bescheid geben, sollte er etwas in den alten
Gewänden der neuen Dienerin finden, was darauf hinwies, dass sie für Lord Tarek
oder einer seiner Verbündeten arbeitete.
Henry geleitete seine mögliche Kollegin nach oben
in die Bedienstetenquartiere.
James schaute den beiden misstrauisch hinterher.
Seit dem Verlust seiner Geliebten, misstraute er jedem. Abgesehen von einigen
Ausnahmen.
James wurde aus seinen Gedanken gerissen, als es
an die Tür klopfte. Oder eher hämmerte.
„Wer ist da?“ fragte er
„Der verlorene Bruder kehrt zurück.“ Antwortete
eine Stimme
Die Miene von James erhellte sich. Er öffnete die
Tür und sagte. „Lass Sonne in mein Herz mein Bruder.“
„Hallo mein Freund. Auch wenn ich die Sonne vor
einigen Jahren aus den Augen verlor, so bin ich doch deinem Ruf gefolgt und zu
dir gekommen.“
„Du hast also meine Nachricht erhalten? Ach seit
dem ist schon wieder so viel passiert. Das glaub ich aber Luftpost dauert nun
einmal immer länger. Doch nun sprich! Was bedrückt dich?“
„Ach Clockwork mein alter Freund. Es ist so
vieles. Doch lass uns dies später besprechen. Ich muss mich nun erst einmal um
meine neue Dienerin kümmern.“
„Na gut mein Freund. Ich warte so wie du all die
Zeit.“
„Fühl dich wie zu Hause.“
„So wie immer. Der Weinkeller ist immer noch
vorhanden?“
„Größer als je zuvor.“
James ging in sein Zimmer und ich ließ mich auf
einen kleinen Hocker fallen. Er wirkte älter als er war. Er sah nicht aus wie
26 sondern eher wie 46. Doch was ist alter schon.
Ich hörte wie jemand die Treppe herunter kam. Zwei
tief braune Augen sahen mich an.
„Sir Clockwork?! Was führt sie hierher?“ Wurden
sie gebührend empfangen Kapt’n?“
„Noch nicht. James scheint beschäftigt. Doch es
bieten sich bestimmt noch Gelegenheiten.“
„Selbst verständlich.“ Er wandte sich an eine
junge Frau welche mir gar nicht aufgefallen war. „Miss Vivian, würden sie bitte
durch diese Tür treten. Sir James erwartet sie bereits.“
„Ja Sir.“
Sie machte einen Knicks und nach einem raschen
Blick auf mich, verschwand sie in jene Tür, durch welche zuvor mein guter
Freund von Grünlanden getreten war.
Ihre Stimme hallte in meinem Kopf nach. Ich hatte
die Engelsgleichheit des weiblichen Geschlechtes bereits völlig vergessen
gehabt. Aber dies war auch der Grund weshalb ich es nicht sonderlich mochte.
Man hatte mit Frauen nur Ärger. Man betrachte James und seine einstige große
Liebe.
„Nun Miss Vivian“ sagte James „was hat sie denn
dazu bewogen ausgerechnet zu mir zu kommen.“
„Also Sir, äh ich habe nur Gutes über dieses Haus
gehört und ganz besonders was den Umgang mit ihren Dienern umgeht.“
„Ach tatsächlich? Sie wissen aber, dass man nicht
jedem Gerücht Glauben schenken sollte oder? Ich meine… wer ist denn schon in
der Lage etwas Gutes über mich zu erzählen wo ich doch nicht zu so vielen
Leuten Kontakt.“
„Nun ja aber sie arbeiten ja bekanntlich auch
nicht mit Lord Jerome zusammen.“
„Lord Jerome ist es doch auch nicht Wert, dass
irgendjemand von Adel sich mit ihm einlässt.“ In Gedanken fügte er hinzu: Und bekannt sind diese Informationen auch
nicht für jemanden ihres Ranges.
Doch dies waren erst Vermutungen. Nichts von Wert.
Es war auch eher selten, dass man alles nötige in einem Gespräch aus den
verdächtigen herausbekam. Doch sehr oft waren sie so blöd, den Auftragsbrief
mit sich zu führen.
James nahm zwei Gläser und füllte sie nacheinander
mit Rotwein. Als er gerade begann das zweite zu füllen, klopfte es an die Tür.
„Ja?“ sagte James ohne sich umzuwenden. Henry trat
herein: „Sir ihr Brief ist angekommen.“ Er trat an James heran und flüsterte
ihm etwas ins Ohr. James sagte leise zu sich: „Wie ich vermutet hatte.“ Dann
laut: „Sie können nun wieder gehen Henry.“
Henry nickte nur und verließ den Raum.
James wandte sich wieder dem Wein zu und ließ drei
tropfen einer durchsichtigen Flüssigkeit in eines der Gläser fallen. Dann nahm
er die beiden Gläser, drehte sich um und ging drei Schritte auf eine kleine
Sofaecke zu.
„Setzen sie sich doch.“ Sagte er, setze sich
selbst und stellte die Gläser auf den Tisch. Vivian platzierte sich ihm direkt
gegenüber. James hob sein Glas und trank einen Schluck. Vivian ebenso.
„Nun wir waren dabei stehen geblieben, wieso sie
hier zu mir gekommen sind.“
Vivian nippte noch einmal an ihrem Glas und
versuchte sich zu konzentrieren doch es gelang nicht ganz. Dann fing sie leicht
stockend an: „Also wie bereits gesagt… äh… ich habe nur Gutes über ihr Haus
gehört und…“
„Und?“
„Nun also…“ Vivian merkte wie die Müdigkeit sie
langsam überfiel. Sie nahm noch einen Schluck um sich zu sammeln doch es half
nichts. „…also… man hört ja schließlich auch nicht… also nie etwas davon, dass
bei ihnen Diener ums Leben kommen wie bei Lord Jerome.“
„Was hört man denn so von mir?“
Vivian nahm noch einen Schluck. Sie fing an zu
schwitzen und wurde Leichenblass: „Man hört über ihre Gutmütigkeit Sir. Und
ihre Freundlichkeit.“
„Und niemand redet mehr von dem verschwinden
meiner Geliebten? Und dass ich sie ermordet hätte?“
„Nein… äh…“ Vivian‘ s Augen fielen langsam immer weiter zu „daran
erinnert sich… doch… keiner…“
Sie wurde ohnmächtig.