MVJstories

MVJstories ist ein Blog, auf dem eine kleine Gruppe junger Schriftsteller Auszüge aus ihren Werken veröffentlicht. Feedback ist ausdrücklich erwünscht. Und nun viel Spaß beim lesen!

Dienstag, 28. August 2012

Aus dem Tagebuch Clockworks - Die Dienerin teil 1


An meinen werten Freund Victor,

Die Welt ist im Wandel. Die Schatte, vor welchen du mein Freund zu fliehen gesuchtest, breiten sich aus. Die Grenzen der einstmaligen Zonen wurden mit Mauern verstärkt und kontrolliert. Heute sind die Grenzen, Grenzen an die sich keiner zu wagen traut. Du kennst die Geschichte, ich welcher im Jahre 2100 die Schreie nach der Anarchie lauter wurden, bis sie dann am 21.Februar ein Jahr später gewannen. Du hast gehört, dass 2251 die Anarchie einer Diktatur wich. Und du hast in jungen Jahren mit eigenen Augen gesehen wie 2343 die Diktatur mit dem Mord an Dario von Westland, dem zweiten Diktator der „verbesserten Welt“ beendet wurde. Aus Ordnung, wurde Chaos, dies wich der Ordnung, welche auf Selektion aufbaute. Und nun mein Freund, haben wir Chaos welches auf Selektion aufbaut. Mein Freund, es ist Zeit. Stelle mich erneut vor die Wahl, und ich komme mit dir. Denn auch wenn ihr hungert und nichts habt, seid ihr, das Luftvolk doch reicher als wir. Denn ihr habt die Freiheit.
Mein Hof ist immer noch am selben Platz wie bei deiner letzten Abreise.
Heute in der Nähe des Bezirkes 4.21A.
Bitte komme bald!

Dein alter Freund,
James Wilhelm von Grünlande

01.Januar.2350

Dieser Brief erreichte mich am 13.Januar des Jahres 2351. Willy war ein guter Freund mit dem ich bereits einiges durchhatte. Doch nachdem ich bemerkt hatte, dass es nach der Diktatur tatsächlich noch schlimmer ging, war ich mit einem Luftschiff zu den Völkern der Luft gegangen. Damals, hatte ich ihn vor die Wahl gestellt mitzukommen doch er hielt an seinem Adel fest. Zur Erklärung: Als 2101 das Chaos ausbrach, flohen bereits die ersten auf das weite blaue Meer. Auch da die Globale Erwärmung durch Glätscherschmelzungen das Land immer kleiner werden ließ. Nach und nach verarmte auch die Gesellschaft und wer kein Geld hatte, war nichts wert. Mit dem Beginn der Diktaur 2251, zogen weitere Leute auf das Meer und nun auch die ersten in die Luft. So teilte sich die Menschheit in Luft, Meer und Land. Gegen Ende der Diktatur, gingen auch noch einige unter die Erde doch diese halten sich meist aus dem geschehen heraus.
Das Luft- und das Wasservolk bekriegen sich gegenseitig, da jeder für sich stirbt, sich jedoch keiner mit irgendwem vom Land verfeindet sein will. Die Bezirke an Land führten wie schon vor tausenden von Jahren untereinander Krieg. Abgesehen von Essen, waren Steinkohle und Eisen sowie Schwarzpulver die höchsten Güter. Viel mehr gibt es nicht. Wer Land hat ist reich wer die Mafia kennt ist voraussichtlich lebendig. Wer frei sein will, hat Angst. Doch lieber freie Angst, als Reue hinter Gittern. Wobei du auf dem Land mit dem tot rechnen musst sofern du so wie mein Freund James in revolutionären Machenschaften verwickelt bist.

Ich ging indess im Jahr 2344 in die Luft da ich sämtlichen Glauben an die Menschheit verlor. Derweil begannen Gruppen welche meist dem Adel angehörten einzelne Bezirke zu unterdrücken. So bildeten sich Mafiagruppen. Lord Tarek war zum Beispiel das Oberhaupt der Unterdrücker von Bezirk 4.21A. Die erste Zahl, ist hierbei die Nummer des Bezirkes auf der jeweiligen Insel. Die zweite Zahl bestimmt, wie viele Bezirke es auf der Insel gibt. Der Buchstabe ist eine Einstufung. A ist dabei das Beste. Dabei geht es um Größe, Rohstoffe und vor allem Art der Rohstoffe. 4.21A, hatte abgesehen von Nahrung und Süßwasser, Steinkohle, Holz, Eisenerz und fruchtbare Erde welche man als Rohstoff zählen kann, da Erde immer seltener wird. Da allerdings kaum einer damit mithalten kann also was den Handel angeht, laufen diese reichen Bezirke schnell Gefahr angegriffen zu werden. Und Waffen, sind wahrhaftig das höchste Gut. Mein Luftschiff namens „Sophie“ war ausgerüstet mit zwei an Deck Maschinengewehren ausgerüstet und zur zusätzlichen Sicherung noch Flammenwerfern unter Deck. Zusammen mit dem Pyrotechniker Leon waren wir verhältnismäßig stark ausgerüstet. Ein weiteres wichtiges Crewmitglied, war unser Arzt sowie Mechaniker Cyrus. Die Kombination ist vielleicht eigenartig doch dadurch hatte er es bereits geschafft zuvor genanntem Crewmitglied das Leben zu retten nachdem diesem sein Herz entfernt wurde. Cyrus pflanzte ihm ein mechanisches aus Metall hinein und flickte ihn wieder. Dadurch bekam Leon den Spitznamen Eisenherz. Wobei es auch oft auf seinen Mut bezogen wird. Zum Beispiel hat er bei einem (von wenigen) mal als ich sowie mein erster Offizier Frank, Die Crew des Schiffes besiegt, uns rausgeholt, das Schiff in die Luft gesprengt und unsere Mission ausgeführt. Angeblich innerhalb einer halben Stunde.
Unsere Mission bestand darin eine Schatzkarte zu holen. Normalerweise halten wir zwar nicht viel von Schätzen und suchen sie nur des Abenteuers halber, doch diesmal war es etwas anderes. Es ging um ein Schiffswrack welches angeblich Federstahl transportiert hatte. Federstahl ist ein hartes jedoch leichtes Material, welches im Jahre 2248 vom Alchemisten George Adam entwickelt worden war. Mit Beginn der Diktatur, wurde es in privaten Händen allerdings verboten. Adam wurde festgenommen und stellte das Material für seinen Herrn an. Angeblich verfluchte es so, dass es beim Transport über das Meer versank. Am selben Tag verschwand Adam mit samt seiner Formel und wurde nicht wieder gesehen.  Alles nur Legenden.
Der steigende Meeresspiegel, hatte die Schiffe vermutlich schon verschwinden lassen, doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Und das Abenteuer war es wert.
Als der Brief mich erreichte, befanden wir uns gerade in dieser Mission.

„Sir?“
„Ja?“
„Die neue Bedienstete steht an der Tür.“
„Ich werde sie gleich empfangen. Sagen sie ihr bescheid.“
„Ja Sir.“
Die neue bedienstete. Es stellte sich die Frage, in welchem Interesse sie tatsächlich dort war. Oder in wessen Interesse. Für meinen Freund James war es jedesmal schwer. Die Frage des Vertrauens. Daher hatte er auch nicht so viele Bedienstete. Nicht das irgendwer denkt, er habe kein Geld oder behandle seine Leute schlecht. Nein all das trifft nicht zu.
Er ging hinaus: „Ah Miss Vivian, nicht wahr?“
„Ja Sir. Es ist…“
„ihnen eine Ehre. Ich weiß. Aber in diesem Aufzug? Nein das geht nicht! Wissen sie… es ist ein ordentliches Haus. Äh… also ich hab auch noch fünf Minuten zu tun. Henry?“
„Ja Sir?“
„Würden sie Miss Vivian bitte ein anständiges Gewand geben? Danach schicken sie, Sie bitte zu mir herein. Für die Einführung in das Haus.“
„Natürlich Si...“
„Ach ja und noch was Henry. Ich erwarte noch einen wichtigen Brief. Also… sollte dieser ankommen, sagen sie mir bitte bescheid.“
„Natürlich Sir.“
Henry war lang genug dabei um zu verstehen was gemeint war. Nämlich, sollte er Bescheid geben, sollte er etwas in den alten Gewänden der neuen Dienerin finden, was darauf hinwies, dass sie für Lord Tarek oder einer seiner Verbündeten arbeitete.
Henry geleitete seine mögliche Kollegin nach oben in die Bedienstetenquartiere.
James schaute den beiden misstrauisch hinterher. Seit dem Verlust seiner Geliebten, misstraute er jedem. Abgesehen von einigen Ausnahmen.
James wurde aus seinen Gedanken gerissen, als es an die Tür klopfte. Oder eher hämmerte.
„Wer ist da?“ fragte er
„Der verlorene Bruder kehrt zurück.“ Antwortete eine Stimme
Die Miene von James erhellte sich. Er öffnete die Tür und sagte. „Lass Sonne in mein Herz mein Bruder.“
„Hallo mein Freund. Auch wenn ich die Sonne vor einigen Jahren aus den Augen verlor, so bin ich doch deinem Ruf gefolgt und zu dir gekommen.“
„Du hast also meine Nachricht erhalten? Ach seit dem ist schon wieder so viel passiert. Das glaub ich aber Luftpost dauert nun einmal immer länger. Doch nun sprich! Was bedrückt dich?“
„Ach Clockwork mein alter Freund. Es ist so vieles. Doch lass uns dies später besprechen. Ich muss mich nun erst einmal um meine neue Dienerin kümmern.“
„Na gut mein Freund. Ich warte so wie du all die Zeit.“
„Fühl dich wie zu Hause.“
„So wie immer. Der Weinkeller ist immer noch vorhanden?“
„Größer als je zuvor.“
James ging in sein Zimmer und ich ließ mich auf einen kleinen Hocker fallen. Er wirkte älter als er war. Er sah nicht aus wie 26 sondern eher wie 46. Doch was ist alter schon.
Ich hörte wie jemand die Treppe herunter kam. Zwei tief braune Augen sahen mich an.
„Sir Clockwork?! Was führt sie hierher?“ Wurden sie gebührend empfangen Kapt’n?“
„Noch nicht. James scheint beschäftigt. Doch es bieten sich bestimmt noch Gelegenheiten.“
„Selbst verständlich.“ Er wandte sich an eine junge Frau welche mir gar nicht aufgefallen war. „Miss Vivian, würden sie bitte durch diese Tür treten. Sir James erwartet sie bereits.“
„Ja Sir.“
Sie machte einen Knicks und nach einem raschen Blick auf mich, verschwand sie in jene Tür, durch welche zuvor mein guter Freund von Grünlanden getreten war.
Ihre Stimme hallte in meinem Kopf nach. Ich hatte die Engelsgleichheit des weiblichen Geschlechtes bereits völlig vergessen gehabt. Aber dies war auch der Grund weshalb ich es nicht sonderlich mochte. Man hatte mit Frauen nur Ärger. Man betrachte James und seine einstige große Liebe.

„Nun Miss Vivian“ sagte James „was hat sie denn dazu bewogen ausgerechnet zu mir zu kommen.“
„Also Sir, äh ich habe nur Gutes über dieses Haus gehört und ganz besonders was den Umgang mit ihren Dienern umgeht.“
„Ach tatsächlich? Sie wissen aber, dass man nicht jedem Gerücht Glauben schenken sollte oder? Ich meine… wer ist denn schon in der Lage etwas Gutes über mich zu erzählen wo ich doch nicht zu so vielen Leuten Kontakt.“
„Nun ja aber sie arbeiten ja bekanntlich auch nicht mit Lord Jerome zusammen.“
„Lord Jerome ist es doch auch nicht Wert, dass irgendjemand von Adel sich mit ihm einlässt.“ In Gedanken fügte er hinzu: Und bekannt sind diese Informationen auch nicht für jemanden ihres Ranges.
Doch dies waren erst Vermutungen. Nichts von Wert. Es war auch eher selten, dass man alles nötige in einem Gespräch aus den verdächtigen herausbekam. Doch sehr oft waren sie so blöd, den Auftragsbrief mit sich zu führen.
James nahm zwei Gläser und füllte sie nacheinander mit Rotwein. Als er gerade begann das zweite zu füllen, klopfte es an die Tür.
„Ja?“ sagte James ohne sich umzuwenden. Henry trat herein: „Sir ihr Brief ist angekommen.“ Er trat an James heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. James sagte leise zu sich: „Wie ich vermutet hatte.“ Dann laut: „Sie können nun wieder gehen Henry.“
Henry nickte nur und verließ den Raum.
James wandte sich wieder dem Wein zu und ließ drei tropfen einer durchsichtigen Flüssigkeit in eines der Gläser fallen. Dann nahm er die beiden Gläser, drehte sich um und ging drei Schritte auf eine kleine Sofaecke zu.
„Setzen sie sich doch.“ Sagte er, setze sich selbst und stellte die Gläser auf den Tisch. Vivian platzierte sich ihm direkt gegenüber. James hob sein Glas und trank einen Schluck. Vivian ebenso.
„Nun wir waren dabei stehen geblieben, wieso sie hier zu mir gekommen sind.“
Vivian nippte noch einmal an ihrem Glas und versuchte sich zu konzentrieren doch es gelang nicht ganz. Dann fing sie leicht stockend an: „Also wie bereits gesagt… äh… ich habe nur Gutes über ihr Haus gehört und…“
„Und?“
„Nun also…“ Vivian merkte wie die Müdigkeit sie langsam überfiel. Sie nahm noch einen Schluck um sich zu sammeln doch es half nichts. „…also… man hört ja schließlich auch nicht… also nie etwas davon, dass bei ihnen Diener ums Leben kommen wie bei Lord Jerome.“
„Was hört man denn so von mir?“
Vivian nahm noch einen Schluck. Sie fing an zu schwitzen und wurde Leichenblass: „Man hört über ihre Gutmütigkeit Sir. Und ihre Freundlichkeit.“
„Und niemand redet mehr von dem verschwinden meiner Geliebten? Und dass ich sie ermordet hätte?“
„Nein… äh…“ Vivian‘ s Augen  fielen langsam immer weiter zu „daran erinnert sich… doch… keiner…“
Sie wurde ohnmächtig.