Dann schlug Aaron die Augen
auf. Verwirrt sah er sich um und befreite sich mit fahrigen
Bewegungen aus den Decken. Sein Herz klopfte, als sei er gerade einen
Marathon gelaufen und sein Atem ging schnell und stoßweise. Erst
nach ein paar Sekunden begann er zu realisieren, wo er war, dass er
geträumt hatte und sich, wenn auch nicht in Sicherheit, so doch
außerhalb unmittelbarer Lebensgefahr befand. Er legte sich wieder
hin und schloss die Augen.
Dass aber eine liegende
Position und geschlossene Augen ausreichten, um ihn wieder
einschlafen zu lassen, war nicht mehr als Wunschdenken. Kaum hatten
sich seine Augenlider geschlossen, da tauchten auch schon wieder die
Traumszenen vor seinem inneren Auge auf. Die Bilder ließen ihn nicht
los, zwangen sich ihm immer wieder auf... Er wurde das Gefühl nicht
los, dass in dem Traum irgendein Hinweis versteckt sein könne, ein
Hinweis, der diese ganze Situation, in der er sich befand, etwas
klarer erscheinen, ihn vielleicht dem Grund für all die Geschehnisse
der letzten Wochen etwas näher bringen würde. Mit offenen Augen lag
er da und durchforstete seine Erinnerungen nach einem Anhaltspunkt,
aber so viel er auch grübelte, es wollte ihm nichts einfallen.
Er war der Mörder gewesen, so
viel hatte er behalten. Der Mörder von Erik und vielleicht auch der
von Elisa. Wer wusste schon, was aus ihr geworden war?
Seinen besten Freund hatte er
im Traum umgebracht, war aber kurz darauf selbst von Unbekannt
hinterrücks niedergestoßen worden. War der Mörder selbst
inzwischen tot? War es das, was der Traum ihm sagen wollte?
Unsinn! Wenn ihm seine Träume
etwas mitteilen konnten, dann nur Sachen, die er unterbewusst schon
gewusst hatte. Wie aber hätte er von dem Tod des Mörders wissen
sollen? Es musste etwas anderes sein...
Eine Frau hatte seinem Leben
schließlich ein Ende gesetzt. Eine Frau, die sich von Erik mit den
Worten „das habe ich nur für dich getan“ verabschiedet hatte...
Elisa?
Unwillkürlich kam Aaron ein
Erinnerungsfetzen von Eriks Todestag in den Sinn. Der Anblick des
Schneemobils, mit dem der Mörder sich schließlich davonmachte,
während Aaron sich draußen im Schnee versteckte... Das
Schneemobil...
Der Mörder darauf...
Der Beifahrer!
Richtig, es hatte einen
Beifahrer gegeben. Ein Bandenmitglied vielleicht. Vielleicht aber
auch... Elisa?
Es war nicht auszuschließen,
dass der geheimnisvolle Fremde sie auf dem Herweg entführt hatte –
das würde zumindest erklären, warum sie nicht aufgetaucht war –
um sich sodann des Nebenbuhlers zu entledigen...
Das wiederum würde bedeuten,
dass er sie und ihre Lebensverhältnisse gekannt haben müsste. Aaron
hielt inne. War diese Theorie sinnvoll? Nun ja, sie war zumindest
denkbar. War sie aber wahrscheinlich?
Er schüttelte resigniert den
Kopf. Wie sollte er die Wahrscheinlichkeit einer Theorie einschätzen,
die nicht mal zur Hälfte aus bewiesenen Fakten bestand? Sicher, es
sprach nichts dagegen. Genausowenig gab es aber klare Anhaltspunkte,
die dafür sprachen. Ärgerlich rollte er sich zusammen und
schloss die Augen, fest entschlossen, jetzt endlich einzuschlafen.
Und wie durch ein Wunder gelang
es ihm.