Am
nächsten Morgen wurde Aaron sehr unsanft geweckt. In der zweiten
Nachthälfte hatte es leicht zu schneien begonnen. Gegen Morgen
beugte sich ein Ast des Baums, unter dem er lag, unter der in den
letzten Stunden stetig angewachsenen Masse des Schnees und ließ
diese auf den Schläfer herniederregnen. Das meiste zerstäubte auf
dem weiten Weg von der Baumkrone bis hinab zum Boden und verteilte
sich so sanft über die nähere Umgebung, aber eine ordentliche
Ladung traf ihn auch im Gesicht, was ihn erschrocken hochfahren ließ
und ihm außerdem einen kleinen Schreckensschrei entlockte. Als er
sah, dass es um ihn herum noch dunkel war, wollte er sich erst wieder
hinlegen, aber dann bemerkte er den leichten Schimmer, der sich am
Horizont bildete, und beschloss, den Tag dieses Mal doch schon vor
Sonnenaufgang zu beginnen. Als die ersten Strahlen die schneebedeckte
Landschaft streiften saß Aaron unter den Bäumen und genehmigte sich
ein Frühstück.
Bevor
er allerdings wieder aufbrechen konnte galt es, die richtige Richtung
herauszufinden. Zu diesem Zweck suchte er die Stelle am Waldrand auf,
an der die Spur im Schnee zu erkennen war, die er auf seiner
bisherigen Wanderung zurückgelassen hatte. Wie ein langes Band zog
sie sich durch die weiße Landschaft, einen leichten Bogen
beschreibend und immer wieder durch die leichten Hügel verdeckt, die
für diesen Landstrich charakteristisch waren. Aaron betrachtete die
Spur einen Moment lang und dachte an die zurückliegenden Tage und
seinen Weg von der kleinen Blockhütte bis hierher zum Wald. Ein
langer und beschwerlicher Weg, voller Kälte, Anstrengungen,
Entbehrungen... Allein, wie oft er sich nach abwechslungsreicherem
Essen oder einem Bad gesehnt hatte!
Dann
sah er auf den Kompass und bestimmte eine Route, die von der bisher
gegangenen im stumpfen Winkel abging. Darüber hatte er sich vorher
oft den Kopf zerbrochen. Welche Richtung sollte er einschlagen, wenn
er erst den Wald erreicht hatte? Er wusste nicht, wo genau die
nächste Ansiedlung zu finden war... Schließlich hatte er sich
entschieden, zunächst einfach nach Süden zu gehen. Irgendwo im
Süden mussten Menschen sein, wie weit es auch immer dahin war. Eine
Ahnung sagte ihm, dass das Dorf, von dem aus er mit dem Schneemobil
aufgebrochen war, leicht westlich von seiner jetzigen Position lag,
also würde er versuchen, etwas mehr in Richtung Westen zu tendieren,
als nach Osten, aber letztlich war es reine Glückssache, ob er den
Ort fand. Diesen oder irgendeinen anderen.
Schließlich
holte Aaron seinen Rucksack, schnallte sich die improvisierten
Schneereifen unter die Füße und kehrte zum Waldrand zurück. Noch
einmal blickte er zurück auf seine Spur. Dann drehte er sich um in
Richtung Zukunft. Dies war die Richtung, in der er Rettung zu finden
hoffte. Fast meinte er schon, die eigene Spur vorgezeichnet sehen zu
können, wie sie sich durch den tiefen Schnee gen Süden wand.
Gestärkt durch die erfolgte Bewältigung der ersten Etappe seiner
Wanderung begann er die zweite wesentlich zuversichtlicher. In einem
Punkt jedoch war der zweite Teil eine exakte Wiederholung des ersten.
Er
begann mit einem ersten Schritt.
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