Arbeitslosigkeit
ist auch im einundzwanzigsten Jahrhundert noch ein elementares
Problem, welches nach Statistiken der Bundesagentur für Arbeit mehr
als 2,6 Millionen Menschen in Deutschland betrifft. Doch speziell um
diesen Menschen zu helfen, gibt es die Bundesagentur für Arbeit. Sie
dient als Ansprechpartner, Jobvermittler und Helfer in finanzieller
Not.
Um
diese Dienstleistung einmal genauer betrachten, und objektiv darüber
berichten zu können, habe ich mich einmal für einen Monat
Arbeitslos oder Arbeitssuchend gemeldet. Meine Erlebnisse könnt ihr
im Folgenden erfahren.
Eine
Arbeitslosmeldung stellt man sich oft ziemlich einfach vor: Man geht
zur Bundesagentur für Arbeit, füllt ein paar Zettel aus, reicht
diese ein und schon bekommt man Geld und den Kenntnissen
entsprechende Jobangebote zugesandt.
Nun...
Man geht zur Bundesagentur für Arbeit, soweit ist es richtig.
Doch
nun alles der Reihenfolge nach: Man zieht zunächst eine Nummer, was
keine Besonderheit ist, schließlich machen das viele so.
Anschließend wartet man... und man wartet... und wartet... und
wartet... und wartet...
Nach
nicht weniger als einer Stunde, kam ich endlich an die Reihe und
wurde weitergeschickt mit dem Satz: "Die Kollegen wissen
Bescheid und werden Sie aufrufen."
"Ja
Super," dachte ich mir "jetzt geht es endlich los."
IRRTUM. Denn vor mir waren noch einmal 15 bis 20 andere Personen
dran. Eine weitere Stunde später, war es dann endlich soweit und ich
durfte die heiligen Hallen der Hoffnung betreten und mich arbeitslos
melden.
Und
dann? Wie komme ich denn nun an Geld? Ich hab schließlich ‘ne
Wohnung zu bezahlen und Essen ist manchmal auch nicht so verkehrt.
Der
Kollege bei der Bundesagentur für Arbeit konnte mir auch dabei
weiter helfen und verwies mich auf eine andere Stelle, die quasi
direkt gegenüber war. Aber erst am nächsten Tag erreichbar, da die
Sprechzeiten für diesen bereits vorbei waren.
Ich
ging also ganz gemütlich nach hause und bereitete meinen Antrag auf
Hartz IV vor und sah mich plötzlich von Zetteln umringt, derer kaum
ein Erdling Herr werden konnte. Mein Drucker Hustete und Schluckte ob
der im Sekundentakt rein kommenden Aufträge doch er hielt Tapfer bis
zum Schluss durch.
Für
mich begann nun erst der eigentliche Spaß. Nach bestem Wissen und
Gewissen beschrieb ich Tonnenweise Papier bis ich irgendwann nach
Luft schnappend aus einem Papiermeer auftauchte und rief: „Wo ist
dieser verflixte Passierschein A38?“
An mehr
erinnere ich mich von diesem Tag nicht.
Am
nächsten Tag warf ich alle Zettel egal ob beschrieben oder nicht auf
einen eigens dafür gemieteten Kleintransporter und machte mich
erneut auf den Weg.
Nachdem
ich eine halbe Stunde suchend nach der Außenstelle, welche nirgends
im Internet erwähnt wird und zu der mich eine schwammige von
Handgeschriebene Notiz des Sachbearbeiters vom Vortag, lotsen sollte,
verbracht hatte, war ich endlich am Ziel. Wieder meldete ich mich an
und wartete. Ich wartete um Gesagt zu bekommen, dass ich mir die
Arbeit des Ausfüllens hätte sparen können und ich ohnehin einen
extra Termin benötigte um den Antrag auf Hartz IV abgeben zu können,
mal ganz davon abgesehen ein Großteil der Zettel falsch war und ich
ganz andere benötigte. Unter lautem seufzen warf ich alle Zettel
einmal in die Luft, so dass sie wie ein sanfter Regen im ganzen Raum
hernieder fielen. Als krönender Abschluss fiel der Passierschein A38
auf die Tastatur der freundlichen Dame, welche mir die richtigen
Zettel mitgab und für mich einen Termin zur Abgabe vereinbarte.
Als
letzte gute Tat verwies sie mich noch an einen Herrn W, welcher
aufgrund eines nicht erschienenen Klienten auch sofort Zeit für mich
hatte. Moment… Sofort? Nein, nichts passiert sofort. Also,
Korrektur: […] welcher aufgrund eines nicht erschienenen Klienten
nach nicht mehr als einer halben Stunde Zeit für mich hatte.
Während
mir die Kollegen zuvor immer sehr freundlich entgegen traten, auf
meinen Humor reagierten und sich stets bemühten mir weiter zu
helfen, war dieser Herr W genau der Typ Mensch wie man ihn bei der
Bundesagentur für Arbeit erwartete. Er war die Elite, der Frontmann,
er war die Armee der Toten die man als letztes Ass bat für einen zu
Kämpfen. Die Geheimwaffe um die Flüchtlingsquoten in Deutschland zu
senken, denn jeder der mit ihm zu tun bekam, floh soweit er konnte.
Man sagt er habe sogar mal Chuck Norris getötet*, er soll ihn
einfach in Stücke geschrien haben. Ich dagegen war lediglich ein
kleiner Abenteurer der einmal einen Pfeil ins Knie bekommen hatte und
sich nun Arbeitslos melden wollte.
Schon
als ich das Stampfen seiner Füße durch den Flur hallen hörte,
wusste ich: Dieser Mann ist gefährlich. Um so überraschter war ich,
als ich ihn sah. Er war zwar bestimmt einen Kopf größer als ich
allerdings hätte man ihn ohne Probleme unter einer Brandschutztür
durchschieben können.
Dieser
Mann machte mir in einem beeindruckend einschüchternden Tonfall
klar, dass ich nichts, rein GAR NICHTS(!!!) wert war. Er sagte mir,
was ich (im nächsten Monat) durfte und was nicht und wenn es nicht
gesagt würde, dann durfte ich es auch nicht.
„Staatlich
geprüfter Sozialassistent? DANN SIND SIE ES JA GEWOHNT NICHT ZU
DENKEN!“
„Ja,
Sir!“
„DANN
KÖNNEN SIE ALSO AUF DEM BAU ARBEITEN!“
Nun ja,
was soll ich sagen? Mein Selbstwertgefühl hat diese Erfahrung
zerstört, doch es bietet ein bisschen Stoff für Geschichten und
hey: Immerhin hab ich ‘ne Woche Urlaub bekommen.
Mit
freundlichsten Grüßen
Staatsbürger
der Bundesrepublik Deutschland, Kdnr. 101583419001
Auf
meinem Grabstein soll stehen: „Er war nur einen Monat Arbeitslos.“
*Der
Tod hat sich nur noch nicht getraut es ihm zu sagen.