Drinnen
saß ich. Ein müder Mensch. Ein wenig gelangweilt. Und ich wartete
darauf, dass die Zeit verging. Eine Minute vergeht unheimlich
langsam, wenn man sie dabei beobachtet. Fast war es, als schämte sie
sich. Die Minute in meinem Blickfeld. Auf dem kleinen Ziffernblatt
vor meiner Nase.
Beim
Reden ließ ich unverzüglich den Blick schweifen. Der Himmel war
seit einigen Stundenquartalen beeindruckend dunkel geworden dafür,
dass wir Juni hatten und frühen Abend. Das war ungemein spannend
betrachtete man den Rest des Vorgehens um mich her. Auf der Arbeit
rede ich viel. Nach wenigen Malen kennt man den Text. Dann bleibt
Zeit, den Himmel zu betrachten.
Wie
die Wolken sich bewegten... Sie tanzten über uns zusammen, als wäre
ihnen die Zeit ein nichts, denn sie waren unheimlich schnell.
Unwetterwarnung.
Ja.
Wie
kann ich da so apathisch sein? Bei Unwetter?
Wieso
heißt es überhaupt so?
Unwetter.
Das klingt nach Unheil.
Oder... Oder Unmensch.
Oder... Untergang.
Nagut. Das vielleicht nicht.
"Dann kann man
da wohl nichts machen", sage ich zu meinem
Telefongesprächspartner, der mich nicht sieht und somit auch nicht,
dass mir all das, was er sagt, völlig egal ist, "ich wünsche
Ihnen trotzdem noch einen-", klick, "-schönen
Abend. Arschloch."
Hoffentlich hat der
Chef das nicht gehört.
Untier.
Aber der weiß, dass
ich ein loses Mundwerk hab.
Unausgeglichen.
Nee. Das isn Adjektiv.
Ich
denke nach. Alle negativierten Wörter, die mir einfallen, besitzen
ein anderes Präfix. Irreal.
Desinteresse.
Dehydriert. Oder
Suffixe. Bedeutungslos. Schon wieder nur Adjektive.
Bedeutungslosigkeit.
Aber das hat eigentlich weder negativierendes Prä- noch Suffix.
Ich schiebe mein
Headset zurecht und seufze, dann schweift mein Blick wieder nach
draußen.
Mit einem Mal bricht
das Wasser aus dem Himmel und klatscht gegen die Scheiben des Raumes,
in dem ich mit ca 150 Kollegen sitze. Ich höre es auf die Straße
klatschen, während einige Kollegen in Eile die Fenster schließen
und beobachte fasziniert die Wasserfälle da draußen.
Unwetter...
Drinnen sitze ich.
Und alles, was ich
mir wünsche, ist da draußen zu sein. Und mir alles runterwaschen zu
lassen. Alles. Vom Himmelswasser. Vom Unwetter. Das ich so
liebe.
Lady Mary
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