MVJstories

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Sonntag, 14. Dezember 2014

Himmelswasser

Drinnen saß ich. Ein müder Mensch. Ein wenig gelangweilt. Und ich wartete darauf, dass die Zeit verging. Eine Minute vergeht unheimlich langsam, wenn man sie dabei beobachtet. Fast war es, als schämte sie sich. Die Minute in meinem Blickfeld. Auf dem kleinen Ziffernblatt vor meiner Nase.
Beim Reden ließ ich unverzüglich den Blick schweifen. Der Himmel war seit einigen Stundenquartalen beeindruckend dunkel geworden dafür, dass wir Juni hatten und frühen Abend. Das war ungemein spannend betrachtete man den Rest des Vorgehens um mich her. Auf der Arbeit rede ich viel. Nach wenigen Malen kennt man den Text. Dann bleibt Zeit, den Himmel zu betrachten.
Wie die Wolken sich bewegten... Sie tanzten über uns zusammen, als wäre ihnen die Zeit ein nichts, denn sie waren unheimlich schnell.
Unwetterwarnung. Ja.
Wie kann ich da so apathisch sein? Bei Unwetter?
Wieso heißt es überhaupt so?
Unwetter. Das klingt nach Unheil. Oder... Oder Unmensch. Oder... Untergang. Nagut. Das vielleicht nicht.
"Dann kann man da wohl nichts machen", sage ich zu meinem Telefongesprächspartner, der mich nicht sieht und somit auch nicht, dass mir all das, was er sagt, völlig egal ist, "ich wünsche Ihnen trotzdem noch einen-", klick, "-schönen Abend. Arschloch."
Hoffentlich hat der Chef das nicht gehört.
Untier.
Aber der weiß, dass ich ein loses Mundwerk hab.
Unausgeglichen. Nee. Das isn Adjektiv.
Ich denke nach. Alle negativierten Wörter, die mir einfallen, besitzen ein anderes Präfix. Irreal. Desinteresse. Dehydriert. Oder Suffixe. Bedeutungslos. Schon wieder nur Adjektive. Bedeutungslosigkeit. Aber das hat eigentlich weder negativierendes Prä- noch Suffix.
Ich schiebe mein Headset zurecht und seufze, dann schweift mein Blick wieder nach draußen.
Mit einem Mal bricht das Wasser aus dem Himmel und klatscht gegen die Scheiben des Raumes, in dem ich mit ca 150 Kollegen sitze. Ich höre es auf die Straße klatschen, während einige Kollegen in Eile die Fenster schließen und beobachte fasziniert die Wasserfälle da draußen.
Unwetter...
Drinnen sitze ich.
Und alles, was ich mir wünsche, ist da draußen zu sein. Und mir alles runterwaschen zu lassen. Alles. Vom Himmelswasser. Vom Unwetter. Das ich so liebe.

Lady Mary

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