In der Nacht hatte er einen
dieser Angstträume, die ihn mitunter heimsuchten. Er träumte, er
säße wieder in der Blockhütte, von der er a Morgen losgewandert
war. Er hatte sich auf einem zerschlissenen Sessel niedergelassen und
beobachtete die Tür. Besser gesagt, er starrte in die Richtung, in
der sich die Tür wohl befinden musste, denn erkennen konnte er nur
seine unmittelbare Umgebung. Die gegenüberliegende Seite des Raums
war in Dunkelheit gehüllt. Genau genommen war nicht einmal zu
erkennen, ob das Zimmer dort endete. Vielmehr machte es den Eindruck
eines Tunnels oder Schachts, tief unter der Erde. Und dort, in der
Finsternis, dort lauerte etwas, das spürte er. Eine Gefahr, nicht
ganz klar, welcher Art eigentlich, aber was auch immer es war, es
hatte es auf ihn abgesehen. Oder machte er sich etwas vor? Stand dort
vielleicht jemand ganz ungefährliches und sorgte nur seine Fantasie
dafür, dass sein Herz so beängstigend schnell schlug? Aaron
beschloss, nachzusehen. Er spannte seine Muskeln an, um sich aus dem
Sessel zu erheben, stemmte die Arme ein.
Kam nicht hoch.
Was war los? Er war unfähig,
sich zu bewegen. Den Kopf drehen, das ging noch. Alle anderen
Körperteile waren schlaff wie Sandsäcke. Als hätte jemand 90 %
seiner Muskeln durch eine Schaumstofffüllung ersetzt. Er konnte, was
noch da war, anspannen, wütende Anstrengungen unternehmen, sich
endlich zu bewegen, aber sein eigener Körper war für seine auf
geheimnisvolle Weise geschrumpften Kräfte zu schwer. Er konnte nicht
aufstehen. Nicht wegrennen.
Sich nicht verteidigen.
Jetzt war er sich ganz sicher,
dass es in der Dunkelheit etwas Böses gab. Und er spürte ganz
genau, dass es näher kam. Panik erfasste ihn. Hier saß er nun und
war dem namenlosen Schrecken hilflos ausgeliefert. Was konnte er noch
tun? Nichts! Ihm blieb nur, zu warten, bis ihm das Wesen aus den
Schatten den Tod bringen würde. Oder schlimmeres.
Verzweifelt versuchte er noch
einmal, sich zu bewegen, zerrte panisch an seinem eigenen Unterarm,
um ihm wenigstens eine minimale Bewegung abzutrotzen, die vielleicht,
mit ein wenig Glück, die Lähmung aufheben und ihn erlösen würde.
Er spürte, wie er immer unkontrollierter wurde und die Panik Besitz
von ihm ergriff, wollte schreien...
Und wachte auf. Schweißgebadet,
erleichtert, aber immer noch halb im angstvollen Traumzustand
gefangen. Beruhigte sich langsam.
Und stellte fest, dass er
seinen rechten Arm tatsächlich nicht bewegen konnte.
Da war sie wieder, die Panik.
Ein Blick nach rechts. Eine dunkelgrüne Wand. Der Arm darunter
eingeklemmt. Aha, daran lag es also. Keine unerklärliche Lähmung.
Einfach nur ein schweres... Ja, was eigentlich?
Aaron versuchte, den linken Arm
zu bewegen, was auch nicht ohne Weiteres gelingen wollte. Eingeklemmt
zwischen Körper und Schneewand, na gut, die hatte er wenigstens
selbst da hingebaut. Ein bisschen Kraft und schon ist der Linke Arm
frei. Jetzt damit hinübergreifen und die grüne Wand befühlen...
Nicht so hart, wie zuerst
gedacht. Nachgiebig, aber ziemlich schwer. Er strich darüber. Ein
schabendes Geräusch erklang.
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