MVJstories

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Donnerstag, 15. Januar 2015

Japan - Postadventurale Resümee - Teil 1

Und so begab es sich, dass ich mich auf eine weite Reise in die Zukunft begab.
Natürlich nicht wirklich. Eher, auf eine Reise, die mir eine ganz neue Sicht auf die Diversität der Kultur und des Zeitbegriffes einbrachte... Nein, schlicht eine Reise nach Japan.
Der Grund ist simpel und einleuchtend und muss wohl nicht weiter erläutert werden. Dennoch: Meine Freundin macht zur zeit ein Auslandsjahr in Japan und, ehrlich gesagt, wäre ich sonst wohl niemals nach Japan geflogen. Es war nichts anderes als ein Besuch und dennoch eine, im Nachhinein betrachtet, wirklich wertvolle Erfahrung. Jedoch will ich nicht allzuviel vorweg nehmen. Ich will noch sagen, dass ich mich wenig an sachliche Fakten halten werde, es wird alles sehr abstrahiert dargestellt, was nicht zuletzt daran liegt, dass ich eine schöne Geschichte und keine Zusammenfassung liefern will. Ich will versuchen, den Spaß und die Erfahrungen so zu vermitteln, dass andere sie nachvollziehen können. Was brächte es denn auch, wenn ich euch berichten würde, was ich wann gemacht habe. Ich will wiedergheben was ich erlebt habe. Das jedoch auf die Art, wie ich es wahrgenommen und, streng genommen, nicht erlebt habe.
Ich werde selbstverständlich dennoch versuchen, nachvollziehbar zu machen, was ich gemacht habe aber ich werde nicht runterschreiben, was wann passiert ist. Nicht zuletzt, weil ich mich nicht mehr an die Reihenfolge der einzelnen Geschehnisse erinnere.

Ich weiß nun gar nicht ganz wo ich anfangen soll. In meinem Notizbuch steht Folgendes:

"Not far from the isle of man."

In diesem Moment habe ich mich wohl gerade im Anflug auf Großbrittanien befunden. Im Flugzeug gab es Bildschirme die eine Karte zeigten, auf der man sah, wo man sich grad befand. In meinem Fall war das: Platz 15D.
Die Reise begann allerdings bereits früher. Im Buch steht allerdings erst im Anschluss:

"Berlin: Terminal 05"

Weiter:

"London: Terminal 05, A, 10, a"

Ich hab keine Ahnung was das zu bedeuten hat. Ich glaube ich fand es amüsant, dass der Londoner Flughafen im gegensatz zu Berlin Tegel soviele Unterteilungen hat. Aber sicher bin ich mir nicht.
Weil ich das Folgende Zitat recht amüsant finde, werde ich es als Einleitung verwenden ohne weiter darauf eingehen zu wollen. Es steht, nebenbei bemerkt, auch in meinem Notizbuch:

"Wenn ein Mensch im laufe von zehn Stunden eine Grube von einem Kubikmewter aushebt, dann heben tausend Grabende diese Grube im Bruchteil einer Sekunde aus. Und genau wie sich diese Leute eher mit dem Spaten den Schädel einschlagen, als das erste Krümchen Erde beiseite Schaufeln würden, so lagen sich auch unsere unglücklichen Humies entweder untereinander oder mit uns in den Haaren, anstatt effektiv zu arbeiten."

Nachzulesen in Stanislaw Lems Die stimme des Herrn


Die Reise begann nun in Magdeburg, noch zusammen mit meiner Mutter, denn sie brachte mich nach Berlin, zum Flughafen.
Ich gebe ehrlich zu, ich war müde, aufgeregt und mies gelaunt. Ich bereitete mich auf den ersten Flug meines Lebens vor. Dennoch entgingen mir die Aufmuterungsversuche meiner Mutter nicht obwohl ich sie in diesem Moment sehr geringschätzte. Was wir Konkret redeten weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich, dass wir in Berlin, im Mc Donalds aßen und ich mich herzlich über einige Leute amüsierte, die neben uns saßen. Was sie beredeten, ist mir jedoch auch entgangen.
Wir haben die Zeit mit Knüppel und Gewalt totgeschlagen, nachdem wir uns mit eben selben den Mc Donalds fraß runter geprügelt haben. Um drei sollte unser Bus fahren. Ich weiß noch wie wir an der Bushaltestelle saßen und ich beobachten konnte, wie eine Junge Dame mit aller entschlossenheit auf eine Scheibe zubewegte, die sich nur dadurch als solche erkennen gab, dass sie erstens dreckig war, was in der Berliner Luft nicht sonderlich auffällt, und zweitens, kleine Vögel darauf gezeichnet waren. Ich habe mal gehört, diese dienen dazu, dass echte Vögel nicht gegen die Scheiben fliegen. Bei dem Mädchen hat es funktioniert, denn sie blieb kurz vor der Scheibe stehen.
Weiter erinnere ich mich an eine Busfahrt und einen ungefähr zwei Stündigen aufenthalt auf dem Berliner Flughafen worauf ein Abschied folgte, der mir erst einige Minuten später bewusst wurde. Denn erst als ich durch die Sicherheitskontrolle gekommen war und darauf wartete, dass ich endlich in den Flieger durfte, begann das Gefühl in mir zu keimen, dass ich nun, allein, auf dem Weg in ein völlig fremdes Land war.
Nicht, dass ich mich nicht darauf freute, meine Freundin, Sophie, wieder zu sehen, dennoch wurde in mir ein seltsames Gefühl wach. Schließlich war es das erste mal, dass ich Weihnachten nicht mit den Menschen verbrachte, mit denen ich seit nunmehr 19 Jahren und 11 Monaten zusammen lebte. Drei Wochen Japan, Fremdland, wenn man so sagen darf, standen mir bevor und ehrlich gesagt kannte ich aus Japan nichts. Ich bin nicht einmal ein großer Animé Fan sodass ich auch nie auf Japan gekommen wäre. Es lag auch viel zu weit von meiner geliebten Heimat entfernt.
Ganz und gar Kitschig ausgedrückt, war es also nur ein Mädchen, welches mich in dieses unbekannte Gebiet zog.

  • Weil ich gerade die Bemerkung mit den Animés gemacht habe, möchte ich anbringen, dass ich gar nicht so viel davon mitbekommen habe, dass sie bestandteil von Japan sind.

Im Flieger dann, begann ich meine Freunde zu vermissen, besonders meinen langjährigsten Weggefährten, als Irland auf dem Bildschirm im Flugzeug in Sicht kam, waren wir doch beide große Whiskyfans.
Um es an dieser stelle zu vervollständigen, ich vermisste einen anderen guten Freund als ich feststellte, dass es in Japan kaum bis gar keine bunte Farbe – Bilder, Schriftzüge – an den Wänden gab und einen wieder anderen, gerade frisch als guten Freund entlavten, (er ist, nebenbei, Japan- und Animéfan) als mir ein altes Al Capone Zitat einfiel.

  • Der letzte Teil ist mit einem Augenzwinkern dazugedichtet. Ich viele Menschen an den verschiedensten Stellen vermisst aber eher selten bis garnicht über Al Capone nachgedacht.

Meine Mutter vermisste ich, als Sophie mir etwas vorsetzte, was sie als Kürbissuppe bezeichnete.
Zum Abschluss, vermisste ich erstgegnannten Freund ein zweites mal, als ich im Londoner Flughafen einen Whiskyladen fand und hinter der Theke eine Reihe von bekannten Flaschen entdeckte: 16 Jahre alter Lagavulin. Das rief erinnerungen wach...
Weiter dachte ich an meinen Bruder, meine Schwester, ihren Freund, meinen Vater und viele mehr. Doch entweder sind mir die Situationen entgangangen oder unsinnig zu erläutern, oder werden später noch eine Rolle spielen. Ich bin mir dessen noch nicht ganz sicher.

Dieses Bild ist auf Gate A05 auf dem Londoner Flughafen entstanden.
Ich weiß von meinem weiteren Flug noch, dass er erstens lang war, ich zweitzens die meiste Zeit geschlafen habe und drittens neben mir ein Mann saß, der mich ständig weckte, weil er auf Toilette musste.

Außerdem wurde mir jedesmal, wenn ich auffwachte bewusst, dass ich entweder etwas zu essen oder den Kaffee verpasst hatte, weshalb ich die letzten drei Stunden wach blieb. Daraufhin stellte ich fest, dass ich eigentlich gar nichts verpasst hatte.

In Tokyo bin ich mit einem seltsamen Gefühl ausgestiegen. Es war eine Mischung aus: "Wo gibt es hier anständigen Kaffe?" und "Hilfe, wo bin eigentlich ich?"
Letzteres fand sich nach einer kurzren Unterhaltung mit einer Dame an der Information. Während sie mir erklärte, wo ich wie hin musste, blieb ich höflich und nickte. Erst als sie begann von einem Bus zu sprechen, war ich leicht iritiert. Auf die Frage, ob ich denn alles verstanden habe, antwortete ich enthusiastisch mit: "Yes... No..."
Die Freundliche Dame erklärte es mir erneut und ich bedankte und verabschiedete mich ohne etwas verstanden zu haben. Ich ging aber einfach in eine Richtung, in die sie gewiesen hatte.

  • Das japanische Englisch ist nur ein wenig leichter zu verstehen als Japanisch selbst. Im Grunde hangelt man sich von Wort zu Wort und versucht grob etwas zu verstehen. So wie ich weiß, dass ein Satz beendet ist, wenn man das Wort "Kurasai" fällt. Wie viele Sätze in der Zeit gesprochen wurden vermag ich jedoch nicht zu sagen.

Der zweite Mensch mit dem ich redete, war der Busfahrer der mich zum Terminal fuhr und bei dem ich mich vergewisserte, dass ich bei ihm richtig sei.
Der dritte Mensch war die Dame, die mir den Kaffee verkaufte.
Kurz möchte ich noch etwas zu der Busfahrt sagen, denn es war meine erste Busfahrt in Japan und meine erste im Linksverkehr.

"Ich bin außerstande zu begreifen, wieso man Leute ohne Führerschein im Straßenverkehr nicht zuläßt, auf die Bücherregale hingegen in beliebiger Anzahl die Bücher von Leuten ohne Anstand gelangen können, von ihrem Wissen ganz zu schweigen."

Nachzulesen in Stanislaw Lems Die stimme des Herrn

Ich möchte anhand meines nun folgenden letzten Fluges diese vollkommen bescheuerten, ständigen Zitate erklären: Ich hatte zwei Stunden vor mir und zum erstenmal wurde mir bewusst, wie kurz ich davor stand, meine Freundin wieder zu sehen. Dementsprechend war ich aufgeregt, trotz Müdigkeit. Außerdem hatte ich zuvor Kaffee getrunken und auch im Flieger konnte ich die Finger nicht von dem bitteren Gebräu lassen. Also las ich. Zu dem Zeitpunkt eben die Stimme des Herrn von Stanislaw Lem. Ich werde versuchen noch andere Zitate anzubringen.

Angekommen in Sapporo machte ich folgendes: Ich stolzierte voll Vorfreude aus dem Flieger, die Treppen hinab, durch die Gepäckausgabe, in die Vorhalle und... hatte meinen Koffer nicht mitgenommen. Das jedoch wurde mir erst bewusst, nachdem ich noch einige Minuten damit verbracht hatte, das zuletzt angefangene Kapitel fertig zu lesen. Erst jetzt fiel mir auf, dass sich ein Koffer gut machte um sich darauf zu setzen und auf eventuelle Personen zu warten.
So war die vierte Person in Japan, mit der ich mich (Abgesehn von den Stewardessen im Flieger) unterhielt, wieder eine Dame von der Information, die mir freundlicherweise meinen Koffer holte.
Vor aufregung, und weil es mir Peinlich war, vor der Information zu warten, nachdem ich mich schon so auffällig als Erstflieger entlavt hatte, beschloss ich, meiner Freundin entgegen, zum Bahnhof zu gehen. Dort angekommen, und kurz gewartet, stellte ich fest, dass in der anderen Richtung auch ein Zugstop war weshalb ich den ganzen Weg zurücklief wo nunmehr meine Freundin vor der Information, vor der ich mich zu drücken versucht hatte, wartete.
Als wir unsere lange begrüßungszeremonie beendet hatten und uns nun lediglich zwei Hände verbunden, bot mir Sophie etwas zu essen an. Zur Auswahl standen: Fleischklößchen und Onigili (In Algen gewickelter Reis). Ich jedoch sehnte mich nach nichts mehr als nach Wasser. Selbstverständlich war mein Abholkomitee auch darauf vorbereitet. So drückte mir Sophie eine Flasche in die Hand, deren Inhalt ich nach einem kurzen Blick als Wasser identifizierte. Erst nachdem ich einen Schluck des vermeindlichen Wassers getrunken hatte, wurde mir verraten, dass es, aufgrund der Tatsache, dass man japanisches Leitungswasser nicht trinken konnte, abgekocht war.

  • Ich glaubte Sophie zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass man japanisches Leitungswasser tatsächlich nicht trinken kann. Dazu später mehr.

Die folgende Zugfahrt nach Toyoura war lang und es ist, soweit ich mich erinnere, nichts interessantes passiert.
Nun ist es aber wirklich Zeit zu erwähnen, dass in Japan wirklich wenig Schnee lag. Ich hatte, Erzählungen zufolge, damit gerechnet, dass ich mit meinen Stiefeln im Schnee versinken würde.
Aber der Schnee lag nur am Straßenrand und die Straße war nass. Sophie versicherte mir aber, dass der Schnee gerade geschmolzen sei. Und so zogen und trugen wir meinen zehn Kilo zu leichten Koffer (Ich hatte nur 13 von 23 im Flieger zugelassenen Kilo Gepäck) den Berg hinauf. Es war wirklich ein Stück auch wenn es mir später tatsächlich kürzer vorkam als am ersten Tag. Aber wie gesagt ich war müde. Endlich in meinem Heim für die folgenden drei Wochen angekommen, ging ich erst einmal zum Wasserhahn und trank einen tiefen, um nicht zu sagen den tiefsten, Schluck Wasser, und... spuckte ihn wieder aus. Zwei Dinge waren mir aufgefallen: erstens, war das Wasser sch***nekalt und zweitens hat es abgekocht doch besser geschmeckt.


Unser Wohn für drei Wochen. Dann doch mit Schnee. Zu dem Pinguin später mehr.
So in etwa endet der Anfang meiner Geschichte. Im weiteren werde ich über meinen Alltag in Japan berichten und ihr werdet mal ein Zitat von wem anderes zu lesen bekommen. Außerdem werdet ihr erfahren, wo die Enten bleiben.

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