von Sir John
Drei...zwei...eins...meins!
Das ist das neue Notebook, gerade bei
Ebay ersteigert. Endlich, das wurde auch Zeit. Seit der alte Computer
schlappgemacht hat musste ich mich regelmäßig bei Bekannten
einloggen. Nicht, dass das ein Problem wäre, aber wer seinen besten
Freund besucht und feststellt, dass dieser vorsorglich die
Facebook-Loginseite geladen hat, kann nicht umhin sich einzugestehen, dass
die Zeit für den erneuten Schritt in die netzbezogene
Selbstständigkeit gekommen ist. Bestellt und bezahlt ist eins, jetzt
heißt es warten...
Zwei Wochen später melde ich mich beim Paketdienst. Laut der Online-Paketverfolgung (eingesehen bei meiner Freundin) müsste das Paket gerade ausgeliefert werden, freilich schon seit drei Tagen, was mich schließlich zu der Nachfrage veranlasst, wie lange denn eine durchschnittliche Zustelltour des nämlichen Paketdienstes (nennen wir ihn hier liebevoll „QZY“, Abkürzungen sind in diesem Gewerbe ja sehr beliebt) so dauert?
Zwei Wochen später melde ich mich beim Paketdienst. Laut der Online-Paketverfolgung (eingesehen bei meiner Freundin) müsste das Paket gerade ausgeliefert werden, freilich schon seit drei Tagen, was mich schließlich zu der Nachfrage veranlasst, wie lange denn eine durchschnittliche Zustelltour des nämlichen Paketdienstes (nennen wir ihn hier liebevoll „QZY“, Abkürzungen sind in diesem Gewerbe ja sehr beliebt) so dauert?
„Ihre Sendung wurde gestern
ausgetragen. Sie waren leider nicht zuhause. Noch heute wird ein
neuer Zustellversuch unternommen.“ verkündet eine Stimme mit dem
Charme einer Standard-Mobilboxansage.
„Ich muss gleich zur Arbeit und bin
bis abends weg. Morgen hätte ich aber den ganzen Tag Zeit. Könnten
sie veranlassen, dass mein Paket dann ausgeliefert wird?“
Natürlich sei das möglich, versichert
man mir. „Morgen bekommen Sie ihr Paket.“ Na also.
Der nächste Tag neigt sich dem Ende zu
und wieder ist nichts gekommen. Ein neuerlicher Anruf soll Klarheit
bringen. Nach zwanzig Minuten Warteschleifengedudel meldet sich einer
der biologischen Anrufbeantworter von QZY. Auf meine Frage nach dem
Verbleib meines Pakets reagiert man erstaunt. „Ihre Sendung wurde
gestern Abend ausgeliefert. Da Sie erneut nicht anwesend waren, hat
unser Zusteller sie bei einem Nachbarn hinterlassen. Sie müssten
einen Zettel im Briefkasten haben.“
„Im Briefkasten ist kein Zettel. Bei
wem wurde das Paket denn abgegeben?“
„Moment...jemand namens Müller“
„Okay, vielen Dank!“ Müller also.
Langsam macht sich ein gewisser Frust breit. Inzwischen bin ich für
fast alle meine Freunde nur noch der zusätzliche Internetnutzer, der
ab und zu vor ihrem Computer sitzt. Einige würden sich vermutlich
nicht mal mehr überrascht zeigen, wenn sie mich beim
mitternächtlichen Toilettengang vor ihrem Bildschirm sitzend
vorfinden würden. Ich glaube, bald werde ich als ein Stück
Inneneinrichtung angesehen, eine Art Möbelstück ohne wirklichen
praktischen Wert.
So weit darf es nicht kommen!
Kurz entschlossen mache ich mich auf
die Suche nach dem Nachbarn Müller. Die Klingelschild-Recherche
ergibt jedoch nichts. Vielleicht ein Haus weiter? Auch hier werde ich
nicht fündig, ebensowenig im Laden nebenan. Nachdem auch eine
nochmalige Klingelschildsuche im eigenen Haus keinen Müller hat
erscheinen lassen, wende ich mich wutentbrannt wieder an die Leute
von QZY, was mir allerdings keineswegs neue Erkenntnisse einbringt
außer der, dass sich der Musikgeschmack der IT-Leute der Firma nicht
verbessert hat. Nur das Versprechen, man werde sich beim zuständigen
Boten erkundigen, kann ich der dienstfreundlichen Dame am anderen
Ende der Leitung abringen.
Weitere drei Wochen, etliche
Telefonate, Stunden eingängiger Warteschleifenmusik (pünktlich
jeden Montag gibt es einen neuen Song) und ganze Romane
abgedroschener Vertröstungsfloskeln später liegt der Fall klar. Der
pflichtbewusste Mitarbeiter von QZY hat einen
Zettel hinterlassen – blöderweise nicht in meinem Briefkasten
sondern außen an der Haustür. Eben diesen Zettel hat scheinbar ein
etwas realitäts- und konsumverbundenerer Zeitgenosse von seinem
Platz entfernt, um sich selbst das Paket abzuholen. Wer dieser Mensch
ist, kann natürlich keiner mehr sagen. Mir ist es auch egal. Ich
überlasse das Problem jemandem anders. Vorgestern habe ich den
Händler, von dem ich das gute Stück auf eBay bestellt hatte,
kontaktiert. Vorhin kam das Paket mit dem neuen Notebook an, dieses
Mal freilich (auf meine Bitte hin) mit einem anderen Paketdienst.
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