Es war unglaublich. Sophie konnte es immer noch nicht fassen. Phil, ihr
Freund mit dem sie seit 3 Jahren zusammen ein Pärchen bildete, hatte sie
gefragt. Doch das war nicht alles, er hatte sie auch zu einem
Spontanurlaub nach Bulgarien in ein 4-Sterne Hotel eingeladen. Heute
sollte sie direkt nach der Arbeit zu ihrer gemeinsamen Wohnung fahren.
Er wollte derweil alles vorbereiten. Sophie arbeitete in einem kleinen
Drogeriemarkt nahe des Stadtzentrums. Heute war ein ruhiger Tag im
Laden, die Lieferung kam bereits gestern und die Kunden blieben auch
überschaubar. Die meiste Zeit der Schicht verbrachte Sophie damit,
Regale aufzuräumen und sich um die wenigen Kaufwilligen zu kümmern.
Gleich nach Feierabend lief sie zu ihrer Wohnung. Die blonden Haare trug
sie offen und ihre blauen Augen strahlten vor Freude. Sie hatte eine
enge, hellblaue Jeans und eine weiße Bluse an und an ihren Finger
glänzte der Verlobungsring den Phil ihr gekauft hatte. Sie erkannte
ihren Freund schon von weitem. Er lehnte gelassen an ihrem kleinen Fiat
und lächelte ihr schon entgegen. Er trug sein graues Lieblingst-shirt
mit dem Comicmotiv und das blaue Basecap vom Karlsruher Sportclub über
den braunen Haaren.
Nach der mehrstündigen Fahrt kamen sie dann im
Hotel an. Phil hatte bei aller Vorbereitung trotzdem einen wichtigen
Punkt vergessen: Seinen Personalausweis. Der Mann am Empfang verweigerte
den Check-In. Erst nach einem klärenden Telefonat konnte Phil's Mutter
den Ausweis faxxen und Sophie und Phil durften ihr Zimmer beziehen.
Mittlerweile war es spät geworden, doch sie entschieden sich noch ihren
Urlaub mit einem Spaziergang einzuweihen. Das Meer war nur knappe 800
Meter vom Hotel entfernt. Es war ein lauer Sommerabend, etwas windiger
als sonst am grobkörnigen Strand vom Bulgarien. Phil trug seine beigen
Bermuda-Shorts mit dem orangenem Blumenmuster und ein offenes
längstgestreiftes Hemd das unten leicht verfranst war. Neben ihm lief
Sophie im blau-gelben Sommerkleid. Beide stapften barfuß durch die
seichten Wellen, die durch den Wind weit in den Strand hineinliefen.
Der
Strand war fast menschenleer, die Sonne hing tief am Horizont und die
letzten Strahlen spiegelten sich auf der Wasseroberfläche.
Mit dem
Untergang der Sonne verzogen sich auch die letzten Spaziergänger
Richtung Hotels und Ferienwohnungen und es herrschte eine melancholische
Atmosphäre. Der Wind pfiff fast gespenstisch durch die Dünen und
Büsche, das Meeresrauschen vervollständigte das Klangbild und die beiden
gingen gedankenverloren durch die Biegung einer Bucht. Hier gab es
weder Hotels, noch Campingplätze. Die Gegend war weit weg vom Schuss.
Sophie nahm die Hand von Phil und drückte sie ganz fest. Ihr Blick irrte
umher. Irgendetwas beunruhigte sie und sie beschlich ein ungutes
Gefühl. Der Strand war leer, da war sie sich sicher. Außer ihnen war
niemand hier.
Phil's lauter Schrei durchbrach die Stille und er
sackte in sich zusammen. Sophie fiel auf die Knie um nach ihrem
Geliebten zu schauen. Eine Axt spaltete seinen Hinterkopf, Blut lief aus
seinem Mund über sein Hemd und die Augen starrten weit geöffnet in die
Leere. Ein letztes Aufwürgen, der Blutschwall schoß ihm durch die
geschlossenen Lippen. Zerissen zwischen Trauer, Angst und Ungläubigkeit
verfiel Sophie in einen panischen Fluchtinstinkt und spurtete den Strand
entlang in die entgegen gesetzte Richtung aus der sie den Axtwerfer
vermutete. Tausende Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie hatte
vorher gespürt, das etwas komisch war. AHR! Auf einmal stand jemand vor
ihr. Sie lief ihm direkt in die Arme. Die Person war kleiner, stank und
die Kleider waren zerschlissen. Mit einem hämischen Lachen, hackte er
mit einem rostigen Fleischermesser auf ihren Oberarm, den sie im letzten
Moment noch vor das Gesicht reißen konnte. Blut lief ihr den Arm
herunter, die Wucht des Schlages ließ sie zu Boden sinken. Eine größere
Welle spritzte ihr Wasser ins Gesicht - Das Salzwasser brannte in der
klaffende Wunde. Sophie probierte sich hochzuhiefen, lief los, aber
merkte wie sie jemand an ihrem mit Wasser vollgesogenen Kleid festhielt.
Das Kleid riss mit einem Ruck, sie schöpfte schon Hoffnung. Doch, Nein!
Von vorne sah sie den Axtwerfer kommen.
Weinend fiel sie zu Boden,
dem Tode gewiss. Da spürte sie auch schon wie das Fleischermesser ein
weiteres Mal in ihr Fleisch drang. Ihr Körper erfüllte sich mit einer
ungewohnten Wärme ausgehend von ihren Schultern, wo nun das
Fleischermesser steckte. Ein letztes Mal hörte sie in weiter Ferne das
Pfeifen des Windes, bevor sie das Bewusstsein verlor.
Mr. Vandal
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