Vorahnung
Von Mr. Big
Pre-Prolog
Herzlich Willkommen zur
ersten Ausgabe von Jack‘s Welt. Bevor alle Rechtschreibexperten aufschreien,
ich weiß, eigentlich gehört da kein Apostroph hinter Jack, da dies die
englische Schreibweise ist und im Deutschen nicht vorkommt. Herr Mackowiak möge
mir an dieser Stelle verzeihen, dass ich mich bewusst gegen sein Wissen
(welches er mir in langen Wochenendseminaren vermittelt hat, das z.B. von
solchen Einschüben abrät, die nichts sagen und von überlangen
Satzkonstruktionen oder langen Wörtern oder Aneinanderreihungen) entscheide und
es trotzdem so schreibe. „Jack’s Welt“ sieht halt einfach cooler aus als „Jacks
Welt“. Und ich bin der Autor, also kann ich es künstlerische Freiheit nennen,
bääm. Nun aber zum eigentlichen Kern dieses Prologs.
Prolog
Nochmals: Herzlich
Willkommen zu „Jack’s Welt“. Um kurz zu erklären, wieso ich mich entschieden
habe, dass hier so aufzubauen und nicht anders, hier ein paar kurze
Erläuterungen. Ich habe „Jack“ ins Leben gerufen, um einige witzige
Anekdoten wiedergeben zu können, die meinen Alltag bereichern. Das Ganze möchte
ich hübsch verpackt in fiktiven Kurzgeschichten tun, die die Ideen weiterspinnen.
Aufgrund meines
Vorhabens, eine angenehme Erzählstruktur zu schaffen oder vielleicht sogar eine spätere
längerfristige Hintergrundstory zu ermöglichen, habe bewusst keinen „Wegwerf-Protagonisten“
geschaffen, sondern eine etwas langlebigere Person.
Jack ist mir beim
Schreiben irgendwie sehr sympathisch erschienen, sodass ich ihn behalten will.
Die Geschichten werden in einer fiktiven Stadt spielen, die sich aber an realen
Orten anlehnt. Mehr will ich jetzt noch nicht verraten.
Außerdem möchte ich folgendes noch erwähnen: Ich bediene in dieser Geschichte bewusst vorhandene Klischees und Stereotypen, die ich in ironischer Weise darstelle. Im Laufe der Episoden wird da noch einiges Interessantes passieren…
Und damit der Prolog mit Pre-Prolog nicht länger wird als die erste Kurzgeschichte, soll es das auch schon gewesen sein. Viel Spaß beim Lesen.
Außerdem möchte ich folgendes noch erwähnen: Ich bediene in dieser Geschichte bewusst vorhandene Klischees und Stereotypen, die ich in ironischer Weise darstelle. Im Laufe der Episoden wird da noch einiges Interessantes passieren…
Und damit der Prolog mit Pre-Prolog nicht länger wird als die erste Kurzgeschichte, soll es das auch schon gewesen sein. Viel Spaß beim Lesen.
„Ich
habe es gewusst. Ich habe es immer gewusst. Seit ich klein war, habe ich es
eigentlich gewusst. Immer wenn ich in diese Läden gegangen bin und die mich so
seltsam angelächelt haben. Da ist es mir im Unterbewusstsein aufgefallen. Nur
nicht so ganz bewusst eben. Aber ich habe es unterbewusst gewusst.“
Jack
drehte die kleine Pappkarte zwischen seinem
Zeigefinger und Mittelfinger hin und her. Einzelne Symbole waren darauf zu
erkennen. Der Stempelsetzer war nicht sehr sorgfältig vorgegangen, denn die
Tinte war an den Rändern verwischt und ließ die Formen nur noch erahnen. Sein
Blick ging von der Karte empor und streifte den Stadtpark. Grün, wohin das Auge reichte. Wunderbar zu
dieser Jahreszeit, dachte er. Doch schon im nächsten Moment war er wieder in
das Muster seiner Karte vertieft.
„Jetzt
wirklich?“, fragte eine ungläubige Stimme neben ihm.
„Im
Ernst. Und jetzt wo ich es weiß, geht es
mir besser. Ehrlich. Ich sehe alles viel klarer. Plötzlich ergibt alles einen
Sinn. Die Zusammenhänge treten hervor. Und es erklärt auch, wieso es Tage gibt,
an denen du es nicht merken kannst und Tage, wo du dir denkst, wie kann denn so etwas sein? Gestern zum
Beispiel, du gehst in den Laden und die haben nichts? Lieferengpässe in unserem
Zeitalter? Unmöglich!“
Sein
Zuhörer runzelte die Stirn. Es war Jim, Jacks
bester Freund. Was ihn auszeichnete, so Jack, war seine natürliche Skepsis gegenüber allen
seltsamen, irrationalen, unerklärlichen, übernatürlichen und
extraterrestrischen Phänomenen. Ein
pragmatischer Realist wie er im Buche steht. Genau der Kerl, den Jack jetzt brauchte, um wieder runterzukommen. Jim saß neben ihm auf der hölzernen Bank im
Park. Er beäugte das Bier in seiner rechten Hand, als wäre es, wie durch Zufall, gerade aus dem Nichts erschienen. Er nahm einen tiefen Schluck und begann, so
rational wie möglich klingend, auf die Angst seines Freundes einzugehen:
„Okay,
angenommen du hast Recht und deine Theorie stimmt. Wie würdest du dann erklären, dass es so viele Verschiedene
davon hier gibt? Ich meine, ich brauche
ja nicht zu erwähnen, da sind die drei in der Altstadt, die zwei an der Uni,
der eine an der Brücke, vier im Zentrum und zwei in der Neustadt. Macht
insgesamt Zwölf. Und du sagst, die hängen irgendwie zusammen? Komm schon Jack,
die bilden nicht einmal eine Ladenkette!“
„Die
hängen nicht nur zusammen, die stecken sogar teilweise unter einer Decke. Außerdem hast du den Neuen am Markt vergessen.
Es sind Dreizehn.“
Augenrollen
von seinem Gegenüber. Jim konnte ihn nicht so recht ernst nehmen.
„Na
gut, dann sind es eben Dreizehn. Ist doch egal.“
„Nein,
ist es nämlich nicht. Die
Machtverhältnisse sind nun aus den Fugen geraten und jetzt steht die halbe
Stadt Kopf. Wir stehen kurz davor, richtig Ärger zu kriegen. Das wird nicht
schön werden.“
„Wenn
deine Theorie stimmt.“, ergänzte Jim.
„Wenn
meine Theorie stimmt.“, erwiderte Jack.
Jack
besah sich sein Mittagessen, das er in den Händen hielt. Plötzlich stellte er
fest, dass er keinen Hunger mehr hatte.
Die Diskussion schlug ihm auf den Magen. Er legte seine Mahlzeit beiseite. Jim
probierte derweil, dem Flaschenboden näherzukommen. Wie ein Tiefseetaucher kam
er Zug um Zug voran, hielt nur eben kurz zum Luftholen an und sog dann wieder
an seiner Flasche. Nur spendete diese keinen lebensrettenden Sauerstoff,
sondern redseligen Gerstensaft.
Wenn
Jim schon hier sein musste, um seinen besten Freund zu beruhigen, dann brauchte
er zumindest eine Menge Vitamin Bier. So schien es jedenfalls. Wie
kann ein Mensch bloß so schnell trinken, fragte sich Jack. Fasziniert
beobachtete er die Flasche vor seinen Augen. Langsam kam immer mehr Luft in das
Gefäß.
Eine
leichte Brise schlich durch den Stadtpark. Wenige Leute waren heute unterwegs.
Ein Jogger kam vorbei und erklomm den
kleinen Hügel vor ihnen. Auf dem Gipfel angekommen, ruhten er sich schwer
schnaufend aus, nur um gleich darauf wieder loszutraben. Schon waren sie wieder
für sich.
Jack
stellte fest, dass Jim scheinbar nicht weiter auf sein Problem eingehen wollte.
Deshalb setzte er erneut an: „Ich sage dir, ohne Witz, die Dönerhändler
haben sich zu Gangs zusammengeschlossen und bekriegen sich untereinander, wie bei der Mafia. Die kennen keine Gnade,
manipulieren den Markt, stehlen sich gegenseitig die Zutaten oder lassen Mitarbeiter
so mir nix, dir nix, verschwinden. Ich bin gestern in den Club-Kebab-Laden in
Neustadt gegangen. Du weißt doch, mein
Lieblingsladen, wo auch Adrian drin arbeitet. Hab mir nichts Böses gedacht und
bestelle <<Einmal komplett zum Mitnehmen, bitte>>. Mir fällt auf,
dass die Stimmung gedrückt ist, weiß nicht wieso. Ich frage, ob Adrian heute
arbeitet. Der Chef guckt mich entgeistert
an und sagt, Adrian sei krank. Und dass es ihm leid tut, aber heute ist kein Fleisch mehr da. Kannst du das
glauben? Kein Fleisch in meinem Dönerladen! Kannst du das glauben?“
„Vielleicht
Lieferengpässe?“, fragte Jim, dessen
leere Bierflasche sich mittlerweile zu dem Artgenossen neben der Bank gesellt
hatte. Er nahm sich eine neue Flasche.
„Ich
bin noch nicht fertig, pass auf. Also denke ich mir, du bist Student und hast
keine Zeit zu verlieren, gehst du eben zu dem anderen Döner die Straße runter
und versuchst da dein Glück. Das ist eine andere Kette dort. Dürum Paradise. Die
mag ich nicht so, aber na gut. Also gehe ich in den Laden, zur Kasse vor und
bestelle wie immer, <<Einmal
komplett zum Mitnehmen, bitte>>. Als ich so warte und warte und langsam
hungrig werde, fällt mir plötzlich etwas auf. Vor dem Laden hat ein Lieferwagen
gehalten. Ein muskelbepackter Türke steigt aus und trägt einen Dönerspieß nach dem anderen
herein. Zehn, elf Stück bestimmt. Geht so an mir vorbei und hinter seiner
Sonnenbrille sehe ich, wie er mich fixiert. Dabei fällt mir das Etikett auf einem
der Spieße auf. Eine Krone mit einem
dicken C war darauf, eindeutig das Zeichen von Club-Kebab. Ich sage dir, die
Ware war gestohlen!“
„Sie
haben Fleisch geklaut, Jack? Das ist es, was du mir sagen willst?“. Der
spöttische Klang in Jims Stimme brachte ihn nur noch mehr in Fahrt. „Ich
glaube, die haben gemerkt, dass ich es gemerkt habe, denn jetzt kommt der
Knaller. Als ich dann endlich meinen Döner bekam, wollte ich so schnell wie
möglich bezahlen und weg. Das Ganze war mir nämlich unheimlich. Also kramte ich
mein Portmonee aus meiner Tasche und klappte es auf. Dann passierte es.“
Jack
schaute Jim mit verschwörerischer Miene an und wartete, dass dieser eine
Reaktion zeigte. Nichts geschah.
„Der
Muskelbepackte kommt aus dem Lagerraum zurück und sieht meine Stempelkarte von
King-Club-Kebab. Er kommt ganz dicht an mich ran und flüstert mir ins Ohr:
<<Du kaufst sonst da? Junge, such‘ dir lieber einen anderen Laden, ich
habe gehört, die machen es nicht mehr lange >>. Dann wirft er mir so einen
unheimlich eindringlichen Blick zu, schlägt er mir auf die Schulter und haut
ab. Boah, hab ich einen Schiss bekommen.“
Ein
kurzer Moment des Schweigens. Puh, was
sollte Jim darauf erwidern? Er probierte es einfach mal.
„Jack,
du weißt, ich bin dein bester Freund. Und als dein bester Freund ist es, denk ich, meine Aufgabe, dir zu sagen, wenn du
Schwachsinn redest. Und ich glaube, das tust du gerade und zwar so richtig.“. Er klopfte Jack auf die Schulter. „Ich meine,
schau dir unsere schöne Stadt doch mal an. Zwölf Dönerbuden.“
„Dreizehn,
um genau zu sein.“
„Okay,
dreizehn Dönerbuden. Und du willst mir weismachen, dass die sich beklauen und vielleicht so was wie Gangs sind und Fehden austragen?
Hör dir doch mal zu. Würdest du dir glauben?“
Beide
saßen still auf der Parkbank. Jack war genervt, denn sein Freund schien ihm
keine große Hilfe zu sein. Wieso hatte er ihn eigentlich hergeholt? Er konnte
auch genauso gut aufstehen und gehen.
„Naja,
belassen wir’s dabei. Ich glaube, wir
kommen da heute nicht weiter. Man sieht sich die Tage.“
Ein
kurzer Handshake, das war es auch schon. Jack ging davon. Jim saß noch eine
Weile auf der Bank und beobachtete die Vögel im Park, bis schließlich auch er
aufstand und sich auf den Weg machte. Er hatte noch etwas vor. Man wartete
bereits auf ihn.
Mehmed
stand geduldig hinter seinem Tresen. Sein Laden „Dürum Paradise“ hatte bereits
geschlossen, doch er war geblieben, um den einen Anruf abzuwarten. Gleich würde
er Gewissheit haben.
Özgil
kam derweil aus dem Lagerraum zurück und schob den Vorhang beiseite. Er hatte
einen langen, scharfen Dönerspieß und etwas Schwarzes in der Hand. Es war ein
Schleifstein. Er begann die Klinge zu schärfen.
„Kriegen
wir Problem, Boss? Soll ich mich um Problem kümmern? Adrian verträgt
Gesellschaft.“
„Hayir,
nein, wir warten, was unser Freund zu sagen hat.“. Beide standen hinter dem
Tresen und warteten. Nur das Geräusch ihres Atems durchzog die Stille. Ein paar
Sekunden verstrichen. Dann klingelte es. „You
can’t touch this“ von MC Hammer schallte durch den Raum. Er ging an sein Handy.
„Merhaba
Salim, wie steht‘ mit unser Problem? Weiß er zu viel?“. Die Stimme aus dem
Handy sagte ihm, dass es keine Probleme mehr geben würde. Er sei davon
überzeugt.
„Sehr
gut, Salim. Dann machen weiter mit Geschäft wie üblich. Allaha ısmarladık!“.
Mehmed legte auf. Er war zufrieden.
Aus
dem Lagerraum ertönte ein dumpfes Röcheln, gefolgt von einem blechernden
Klopfen.
„Özgil,
kümmer dich um das Problem, mach, dass er aufhört.“. Özgil verschwand wieder im
Lagerraum und kurz darauf trat die Stille wieder ein. Nun
war alles in Ordnung, dachte Mehmed. Alles verlief nach Plan.
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