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Sonntag, 2. September 2012

Aus dem Tagebuch Clockworks - Die Dienerin teil 2



Als
Vivian zu sich kam, sah sie nichts. Sie musste erst begreifen, dass ihre Augen geschlossen waren und ihre Augenlieder somit das Licht abschirmten. Diese Gedankengänge kamen ihr selbstverständlich nicht exakt so wie ich es hier beschrieben habe. Dafür waren ihre Gedankengänge noch viel zu wirr und für sie selbst nicht steuerbar.
Als sie soweit wieder bei sich war, dass sie wieder in der Lage war ihre Körperteile zu bewegen und sie beschloss, sich hinzusetzen, musste sie feststellen, dass sie bereits saß. Ihre Beine an den Boden, und ihre Arme an die Wand gekettet. Nur langsam wurde ihr bewusst, dass James hinter ihren wirklichen Grund für ihr erscheinen gekommen war. Doch dass Jerome sie mit dem Leben ihrer Familie erpresst hatte, wusste er nicht. Sollte er wirklich ein so großes Herz haben, würde er dies vielleicht verstehen. Sie musste ihm sagen was ihr echtes Motiv war und ihn dazu bewegen, sie gehen zu lassen. Wenn sie Glück hatte, würde er auch ihrer Familie helfen. Dann könnte sie ihre Mutter, ihre kleine Schwester und ihren kleinen Bruder endlich wieder in den Armen halten. Ihre Schwester war doch erst vier und ihr Bruder gerade mal 12. Und ihre Mutter… sie war schwer krank. Umso länger sie nachdachte, umso mehr, kam ihr die Vermutung, der gutmütige Sir James von Grünlanden, würde sie hier verrotten lassen. Sie wusste ja nicht einmal wie lang sie dort schon saß. Vivian bekam Panik. Was wenn James in Wirklichkeit ein kaltblütiger Mörder war. Immerhin, hatte er ja scheinbar kein Problem damit gehabt, sie zu vergiften, in einen dunklen Raum zu befördern, welcher vermutlich ein Keller oder ähnliches war und sie anzuketten. Wenn ein Mensch dauerhaft der Dunkelheit ausgesetzt ist und noch dazu nicht in der Lage ist sich zu bewegen, wird er schnell mal verrückt. Vivian‘ s Augen hatten sich in der Zwischenzeit an die Dunkelheit gewöhnt. Doch dies machte es nur schlimmer denn nun konnte sie Dinge erkennen, die sie nicht sehen wollte. Dabei waren Ratten und Spinnen noch das geringste Übel auch wenn sie dadurch das Gefühl bekam irgendetwas würde an ihr herumkrabbeln. Und dies ist schon unglaublich furchtbar, wenn man sich nicht bewegen kann.
Mich interessierte damals keineswegs was James mit seinen Feinden machte. Und das war sie. Eine Feindin. Auch wenn sie wohl erhoffte von James frei gelassen zu werden so war sie doch für alles selbst verantwortlich.
Drei Tage ließ James sie dort unten liegen. Er hatte zuvor bereits ein Brot und einen Kanister Wasser bereitgestellt. Doch dies half ihr nur, falz sie herankam. Sonst war es nur zusätzliche Quälerei. Und es reichte aus Ihr ganz und gar verrückt werden zu lassen. Ich muss ehrlich sagen, ich hatte schon weitaus Willensstärkere Menschen gesehen. Welche, die das Essen, währen sie ran gekommen in den Boden gestampft hätten und wenn James dann endlich kam nicht zu Betteln dass er sie frei ließe. Es gab Leute, so erzählte mir James, welche einen Monat ohne zu essen, zu trinken und ganz und gar ohne zu sprechen ausgehalten hatten. Dann sind sie allerdings verreckt. Nun muss man allerdings auch berücksichtigen, dass diese Menschen im tiefsten Inneren einen Hass gegen James schürten. Miss Vivian hingegen arbeitete auf Befehl und unfreiwillig. Doch James behandelte alle gleich. Er wollte jedem eine zweite Chance geben. Vermutlich auch weil er nicht genug Leute hatte die ihn unterstützten. Er brauchte allerdings geschickte Spione, Assassinen, Auftragskiller, Kämpfer und so weiter. Was er nicht brauchte, war eine kaum 20 Jahre alte Göre, die nicht einmal selbst entscheiden konnte, gegen wen sie war. James wollte keine Frau er hatte schon einmal eine verloren. Und das war wohl der härteste Schlag, den er je abbekommen hatte. Ein Schlag, der noch heute Narben zeigte. Man musste ihm lediglich in sein Gesicht schauen. In seinen Augen stand Schmerz. Was mich anging, ich hatte meine Begeisterung für Frauen irgendwann verloren. Vermutlich weil sie nie begeistert von mir waren. Sie wollten einen reichen, schönen und vor allem sauberen Mann. Und keinen verdreckten armen Abenteurer. Wenn ich mich einmal wusch, dann unter freiem Himmel wenn es regnete und ich versuchte meine einzige Liebe durch den Sturm zu Manövrieren. Doch ich schweife gerade ab.
Wie bereits gesagt, saß Vivian drei Tage in dem Keller ohne dass James auch nur an sie dachte. Er wollte sich sein Leben nicht unnötig verderben weil er sich um irgendeine Gefangene kümmern musste. Auch sein Gewissen hatte er mit der Zeit gelernt auszuschalten. Und dieses blieb erst einmal aus während er zu Vivian herunter ging.
„Guten Morgen Miss Vivian.“ Sagte er
„Guten Morgen?“
„Ja es ist 09:00 Uhr früh.“
„Man verliert schnell sein Zeitgefühl, wenn man einfach nur gefangen ist.“
„Ich versichere ihnen Miss Vivian, es war genug Zeit darüber nachzudenken warum sie Gefangen sind.“
„Ich habe nichts verbrochen. Sie haben mir ja nicht mal die Chance gegeben.“
„Ach kommen sie. Währe es andersrum gewesen und sie hätten mich vor etwas beschützen wollen, währen aber zu spät gewesen weil ich bereits tot oder schon gewarnt gewesen währe, dann…  ja dann hätten sie gesagt: Es ist der Wille der zählt. Und so ist es! Es ist der Wille der zählt!“
„Vielleicht war ich aber gar nicht bösen willens hier, sondern aus Verzweiflung.“
„Sind sie dann wirklich besser als ich? Sie bringen mich aufgrund von ihren persönlichen Problemen in Gefahr. Ich nehme sie für meine persönliche Sicherheit gefangen.“
Vivian sagte nichts. Sie sah zu Boden. James sah ihr in die Augen. Dies machte die meisten Leute endgültig verrückt. Dieser starre Blick welcher nur auf sie gerichtet war und auf keinen anderen.
Nach einer Weile, lockerte James seinen Blick und sagte: „Sie arbeiten also für Lord Jerome.“
Vivian sagte nichts und starrte weiter den Boden an.
„Womit hat er sie erpresst?“
Vivian erschrak und sah James kurzzeitig überrascht in die Augen. Dann sah sie wieder zu Boden. Diesmal aber betroffen: „Er hat meine Familie gefangen genommen.“
„Und sie sollten besondere Informationen über mich herausfinden um ihre Familie zu retten.“
„Ganz genau so.“
„Glauben sie mir, wenn ich sage, dass er dadurch bestenfalls euch verschont hätte. Lord Jerome ist nicht gerade jemand der sich an Abmachungen hält.“
Vivian schwieg. Nach einer Weile des Schweigens, sagte James: „Ich werde ihre Familie da rausholen. Sie bleiben allerdings vorerst noch hier.“
Dann wandte er sich um zu Henry welcher die ganze Zeit hinter ihm gestanden hatte: „Mach ihre Arme Los, damit sie etwas essen und trinken kann.“
Henry nickte und schloss die Handschellen auf. Vivian rieb sich die Handgelenke und guckte Henry grimmig an. Sie machte auch keine Anstalten sich auf das Essen zu stürzen. Doch sowohl Henry als auch James wussten, dass es lediglich ihr Stolz war der nicht essen wollte während ihre Gastgeber noch im Raum waren. So wie sie oben waren und die Tür hinter sich schlossen, würde sie anfangen zu essen.

Als James wieder in seinem Haus war, wandte er sich an mich. Ich hatte ihn bisher lediglich manchmal kurz gesehen. Er hatte mir ein Zimmer zu Recht machen lassen, mir noch einmal deutlich gemacht, dass ich mich wie zu Hause fühlen sollte und sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen. Er arbeitete da, aß da, schlief da und ich hatte keine Ahnung was er tat, wenn er einmal auf Toilette musste.
Doch nach drei Tagen, wandte er sich an mich. Nicht etwa mit Worten wie: So mein Freund jetzt lass uns mal deinen Besuch feiern. Nein! Er begrüßte mich mit: „Victor, ich habe einen Auftrag, bei dem du mir bitte behilflich sein solltest.“
„Worum geht es denn?“ fragte ich „Du weißt ich mach hier so zusagen Urlaub.“
„In diesem Haus ist Urlaub nicht sicher mein Freund.“
„Na gut was soll ich über wen herausfinden?“
„Du sollst nichts herausfinden. Du müsstest bitte die Familie von Miss Vivian aus der Gefangenschaft holen und mit Lord Jerome… naja mach mit ihm was du willst. Du hast ja deine Methoden.“
„Das ist Wahnsinn! Du weißt wie es endet, wenn ich jemanden befreien soll oder beschützen soll. Alles was sie bekommen, ist ein schmerzloser Tod!“
„Du musst lediglich ihre Zelle öffnen und sagen: Jetzt seid ihr auf euch allein gestellt!
„Und wo ist die Zelle?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht auf Lord Jeromes Anwesen?“
„Ich tue mein bestes. Ich mach mich Morgen Nacht auf den Weg.“
Ich stand auf und ging. Nicht auf mein Zimmer. Nein ich ging zu meinem Luftschiff. Das heißt ich ging dahin wo ich wusste, dass mein Luftschiff war denn es befand sich über den Wolken. Dort angekommen, rief ich: „Me is Seal!“
Zurück kam die Antwort: „Wel Saal le me Ed!“ und kurz darauf fiel ein Seil vom Himmel. Ich hielt mich fest, zog einmal kräftig daran und das Seil wurde inklusive mir in das Schiff hineingezogen. Dieser kleine Wortwechsel, bedeutete eigentlich nichts anderes als: Ich bin frei! und Lass Sonne in mein Herz! Es erscheint zwar sinnlos doch so begrüßen sich die Luftbewohner wenn sie sich mal begegnen. Die Worte sind aus der alten Sprache der Alchemisten und beruhen auf einer kleinen Anekdote in welcher ein Alchemist versuchte sein Herz mit einer Eisenschicht zu umhüllen um sich vor Gefühlen zu schützen und um nicht mehr verletzt werden zu können. Tatsächlich fand er dann auch eine Möglichkeit dies zu schaffen und als er sein Herz in Eisen eingeschlossen hatte und merkte dass es Funktionierte, rannte er auf die Straße und brüllte in der Sprache der Alchemisten: „Ich bin frei!“ Doch nach und nach, breitete sich eine Art Kälte in ihm aus. Er merkte was es bedeutete nicht mehr fühlen zu können. Er lernte ein Mädchen kennen und konnte sie nicht lieben! Er konnte nicht weinen, als sein Vater starb! Er verlor sämtliche Begeisterung für sein Handwerk. Aufgrund dieser Tatsache, war er auch nicht in der Lage das Eisen wieder zu entfernen. Er verzweifelte und aus dieser Verzweiflung heraus, brüllte er: „Lass Sonne in mein Herz!“
Zuletzt, war er so verzweifelt, dass er sich eigenhändig sein Herz entfernte. Weiter ist nichts von diesem Mann bekannt.
Auch das Luftvolk entsagte vielem und dies machte sich auch gelegentlich bemerkbar. Dieser kleine Dialog, bedeutet, dass Freiheit seinen Preis hat. Von uns spricht niemand die Sprache der Alchemisten sondern jeder seine eigene. Überhaupt findet man in der Luft nicht viele Alchemisten, da diese auf Ingredienzien angewiesen sind. Und die wenigsten wachsen in der Luft. Obwohl es heißt, ein guter Alchemist bräuchte nichts für einen Trank. Doch dafür muss man wahrscheinlich schon sehr gut sein.

Auf dem Luftschiff angekommen, schauten mich erst einmal viele hoffnungsvolle Gesichter an. Ich versammelte all diese Gesichter um mich und sagte: „Dieser Aufenthalt wird doch etwas länger.“ Enttäuschung machte sich breit „Ich gebe euch voraussichtlich eine Woche Urlaub. Den könnt ihr verbringen wie immer ihr wollt.“ Die Gesichter erhellten sich. Einige packten alles von Wert ein was sie persönlich besaßen, und verließen das Schiff. Ich ging in die Waffenkammer und begann mir herauszusuchen was ich benötigte. Was ich benötigte, waren Rauchbomben, kleinere Brandbomben, eine Schusswaffe und ein Messer. Letzteres hatte ich allerdings immer bei mir. Rauch- und Brandbomben fanden sich schnell wir hatten immer welche auf Reserve und jeder bei uns konnte so etwas Basteln. Nun die Tatsache, dass die Crew drei Tage nichts zu tun hatte und allgemeine Langeweile herrschte, bedeutete dass Bomben gebaut wurden, Waffen gesäubert und Kugeln gegossen. Ich hatte eine tolle Crew.
Die Wahl einer anständigen Schusswaffe war immer schwer. Sie musste klein aber effektiv sein. Meist entschied ich mich für einen einfachen  Revolver. Eher klein als effektiv.
Als ich grade wieder nach dem Revolver greife, tippt mir jemand auf die Schulter: „Das wird nicht gut gehen Clockwork.“ Sagt Leon zu mir.
„Was wird nicht gut gehen?“ frag ich
„Der Auftrag von James. Ich hab ein böses Gefühl dabei als würde diese Geschichte schwere Zeiten für uns bedeuten.“
„Ich werde es überleben!“ sag ich mit Nachdruck
„Wenn du darauf bestehst. Aber es bedeutet Schwierigkeiten das verspreche ich und ich werde dir folgen.“
„Meinetwegen. Zu zweit ist immer sicherer. Also bitte, Wir gehen Morgen Abend los.“

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